Hallo Uli,
mir geht's wie eska. Ich finde auch, dass der letzte Satz der spannendste ist. Alles davor ist dermaßen subtil und unspektakulär, dass die Pointe am Ende zwar durchaus verfängt, aber auch abgeschwächt wird. Deshalb würde ich ebenfalls zum Kürzen raten. Vielleicht haben ja gerade so knapp gehaltene Texte das Potenzial, "zu lang" (

) zu werden, weil man mehr Worte schinden will?
Jedenfalls ist mir der Anfang zu laberig für eine Auflösung als quasi "goldener Käfig"-Situation - und das, obwohl ich den Gedanken mit der Kindererziehung ab der Pointe durchaus hatte. Vorher "passiert" inhaltlich so wenig, dass ich nur deshalb bei der Stange geblieben bin, weil ich wusste, dass bei
dir noch was kommen muss.
Außerdem hatte ich beim Lesen die ganze Zeit zwei andere Amateurtexte mit Rosenthema im Hinterkopf und, nimm's mir nicht übel, aber die finde ich beide besser, obwohl sie auf grundverschiedene Aussagen abzielen.
Wo zieht es sich zu sehr und warum?
(Merke: Die Stellen müssen nicht zwingend rausgekürzt werden; du könntest sie auch umformulieren, damit der gewünschte Inhalt besser zur Geltung kommt und nicht so vorbeirauscht. Mich reizt die Pointe leider nicht dazu, mir den vorigen Text noch mal genauer anzuschauen, damit die Details verfangen könnten.)
Leute, die Rosen lieben, sammeln diese.
Und wissen von jeder einzelnen, woher sie stammt, wer sie wann und wo gezüchtet hat, und all sowas.
Finde ich okay, bis auf Redundanzen in der Formulierung.
Sorgfältig achten diese Leute darauf, dass ihre Rosen immer gut gedüngt sind, keinen Schädlingsbefall erleiden und die genau richtige Menge Wasser bekommen.
Der richtige Platz ist wichtig, damit kein Wind die Rose beeinträchtigt, und genügend, aber auch nicht zu viel Sonne sie erreicht. Und im Winter bekommen die Rosen einen Schutz, werden gehäufelt, eingepackt und so vor dem Frost geschützt.
Damit die Rosen reich blühen, denn eben dafür liebt man sie.
Ich weiß jetzt aus den Kommentaren, dass "reich blühen" dir wichtig ist, aber bis hierher habe ich nichts anderes bekommen als sorgfältige Beschreibungen darüber, was Menschen, die Rosen lieben, so alles machen.
"Menschen, die Modelleisenbahnen lieben, sammeln sie.
Und wissen von jeder einzelnen, welche Nummer jeder Wagon hat, wer ihn wann auf welcher Strecke eingesetzt hat, und all sowas.
Der richtige Platz ist wichtig, damit die Bahn unbeeinträchtigt fahren kann, die Landschaft originalgetreu nachgebildet wird und Licht und Schatten die richtige Wirkung entfalten. Und immer muss die richtige Menge Schmieröl verwendet werden, jedes Rädchen nachgeschraubt und so abgesichert werden."
Jede einzelne wird fachgerecht beschnitten, mehrmals im Jahr, und die abgeblühten Teile werden entfernt - weil, nur dann treiben neue Blüten nach.
Natürlich wird vor jedem Schnitt die Schere geprüft, es dürfen keine Scharten in der Schneide sein, und die Schärfe muss stimmen, sonst leidet die Rose. Und blüht nicht. Also, nicht genug.
"Jede einzelne wird fachgerecht bemalt, mehrmals im Jahr, und die kleinten Kratzer werden entfernt - weil, nur dann leuchten die Farben weiter kräfitg.
Natürlich wird vor jedem Strich der Pinsel geprüft, es dürfen keine Spritzer auf dem Holz entstehen, und die Zusammensetzung muss stimmen, sonst leidet das Holz. Und wird matt. Also, nicht leuchtend genug."
So geht das weiter - und wenn du mehr Akzente setzen würdest, die ab und zu erahnen lassen, dass es hier noch um etwas anderes geht als um die Frage, wie Rosenzüchter oder eben Modelleisenbahner ihr Hobby betreiben, dann könntest du mich schon früher auf eine Fährte locken (es muss ja nicht die richtige sein) und mir mit der Pointe einen Stich versetzen.
Vielleicht reicht tatsächlich der letzte Satz, ein bisschen umformuliert, um die Aussage rüberzubringen. Die fände ich dann auch stärker.

Liebe Grüße!
Lilith