Hi, Zitatus,
keine Röstung, allerdings ein kleines Kaleidoskop von Impressionen zu Deinem Text, der mir nach und nach mehr und mehr zu denken und zu fühlen gegeben hat. Mal sehen, wie weit ich allein auf weiter Strecke liege

…
Du schreibst, der Film "Das 7. Zeichen" hat Dich zu dieser Story inspiriert.
Ich habe den Film vor vielen Jahren gesehen und Dein erster Abschnitt erinnerte mich an die sogenannte guf oder guph (hab' extra bei Wiki nachgeschaut; ich hätte es sonst geschrieben wie gesprochen: Gaff, wobei mir diese Schreibweise sympathischer ist

, aber das nur am Rande), also an die "Halle der Seelen". Und in Deiner Geschichte ist die Halle noch voll.
Eine Halle der Seelen, der reinen puren Leuchtkraft ursprünglichsten Lebens, wertfrei, weil keine Bewusstheit von Wertung, urteilsfrei, weil keine Bewusstheit von Beurteilung.
Seiendes, ruhendes Leben im Gegensatz zur Dynamik unserer Welt aus Milliarden von Einzelheiten und Funktionen.
Die also noch nicht funktionale Lebenskraft, eher eine Einheit aus zwar vielen, aber dennoch nicht von einander getrennten, eigenständigen Individuen wie in unserer physischen Welt.
Hast Du den Namen "Zoe" mit Bedacht gewählt oder kam er einfach so zu Dir und in die Geschichte? Beides ist hier gleichermaßen bemerkenswert.
(ich musste einfach nachschauen, ob dieser Name auch das Prinzip des Lebens oder die Lebensidee an sich o. Ä. beinhaltet, und wie habe ich gestaunt bei dem, was ich entdeckte)
Denn die Bedeutung von Zoe lautet:
[...] ... die einfache Tatsache des Lebens, welche allen Lebewesen gemein ist“ (also Pflanzen, Tieren, Menschen und Göttern). [...]
Wikipedia
Für mich spiegelt sich hier in Zoe meine obige Schilderung wider, kurz – und philosophisch völlig unbedarft

(bei Wikipedia steht selbstverständlich wesentlich mehr dazu) - ausgedrückt: eben alles, was Leben ist, und in der Geschichte herrscht eben die "Tatsache des Lebens" zum einen in der Halle der Seelen, zum anderen in der physischen Welt.
Sicher, es werden noch weitere nach Zoe kommen und zuvor sind sicher auch schon welche gegangen. Aber erstens handelt die Geschichte nicht von diesen, sondern von Zoe, und ich kann Zoe eben nicht nur als Figur, sondern auch als Prinzip begreifen.
Und dies hier:
[...]Dort wirst Du alles gegeben bekommen. Du wirst erfüllt werden. Du wirst erfahren. Du wirst zu Erkenntnis gelangen.“[...]
kann ich so auffassen, dass eben die ruhend-seiende Lebenskraft Impulse benötigt, um sich voll entfalten, sich voll verwirklichen zu können.
Das Leben oder die Lebenskraft kann nicht einfach nur bis in alle Ewigkeit in der Halle Vor-Sich-Hin-Sein, das bisher noch ruhende Prinzip des Lebens muss selbst erfüllt werden mit Bewegung, Geschehen, Dynamik, um ... um vollständig das zu sein, was es ist.
Oi, wahrscheinlich häng ich längst meilenweit aus dem Fenster

, aber jedenfalls hat mir Deine Geschichte zu einigen sehr interessanten und bereichernden Gedankengängen verholfen. Danke dafür!

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Aber auch so ist es eine hübsche Geschichte, die Dinge aus einer Perspektive einer anderen Seite des Lebens beleuchtet und das auf eine, wie eska schon schrieb, tröstliche Weise.
Ach, eine Kleinigkeit noch:
Die Halle ward in gleißendes Licht getaucht. Unendliche Säulenreihen trugen den gläsernen Dachstuhl, hinter dem die Sonnen schliefen. Der Kosmos verharrte im ersten Moment der Ewigkeit. Hier waren sie vereint, drängten sich aneinander, hielten sich, und warteten in der Stille des Augenblicks ...
Generell vermittelt mir dieser Abschnitt eine gewisse Abgehobenheit, jenseits (tatsächlich

) aller weltlichen Beeinflussbarkeit, nur eben dieses "drängten sich aneinander" wirkt auf mich störend, da sich mir hier wiederum der Eindruck von Unsicherheit oder Ängstlichkeit aufdrängt.
Und ich glaube, vor dem "und" kommt kein Komma hin.
So, das war's aber jetzt.
Liebe Grüße

Wave