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Grill / Re: (KG) Wandertag
« Letzter Beitrag von nus am 19 April 2023, 15:14:11 »Danke, Trip!
Das freut mich sehr!

Das freut mich sehr!

Und ein ratterndes Schreiberhirn ist doch das Beste, was man mit einer Textkritik erreichen kann, oder?
Der Übergang vom Reflektieren auf eine wie real durchlebte Angstphantasie ist mir zu stark, ich nehme sie der Figur nicht ab. Am Ende wird sie sogar halb ohnmächtig. Das reißt mich raus, so theatralisch ist der Text an keiner anderen Stelle. Die Angst an sich ist richtig und wichtig, nur die Art, wie sie sich äußert, scheint leicht überzogen. In dieser Situation vor Angst ohnmächtig zu werden, ist dem Überleben nicht förderlich. Zu erstarren und sich hinzuhocken allerdings schon. Ab dieser Stelle ist der Text wieder zu alter Form aufgelaufen.
Wieder ein Geräusch, weiter entfernt. Da ist etwas. Jemand, schießt es Mimi durch den Kopf. Ein Mensch. Ein Mann.
Mimi erstarrt. Ihr Herz schlägt so heftig, dass sie kaum Luft bekommt. Jetzt kann sie Schritte ausmachen, die näher kommen. Nein, sie entfernen sich. Nein. Die Schritte umkreisen sie. Sie sind hinter ihr. Ihr Körper spannt sich, und sie spürt überdeutlich den Druck der Rucksackträger, als ob sich Hände auf ihre Schultern gelegt hätten. Sie will die Hände abschütteln, aber sie kann sich nicht bewegen. Der Mann ist hinter ihr und wartet. Worauf? Will er ihre Angst auskosten, bevor ... War es so, als er Philipp S. entführt hat? Wo hat er ihn hingebracht? Was hat er mit ihm gemacht?
Vor Mimis Augen wird es dunkel. Ein Keller. Feuchter, modriger Geruch. Ein schmaler Lichtschacht, durch den fahle Dämmerung auf den Betonboden sickert. Eine schwere Tür, die sich öffnet, eine massige Gestalt: der Mann. Sein Gesicht ist eine dunkle Masse.
Das Grauen kriecht in Mimis Mund. Würmer, die sich winden, sie spürt die schleimigen Leiber auf ihrer Zunge, in ihrem Hals und muss würgen. Der Waldboden unter ihren Füßen dreht sich, hebt sich ihr entgegen, sie fällt nach vorn, auf Hände und Knie. Heftiger Schmerz pocht in ihrem Kopf. Sie meint zu ersticken. Die Würmer ausspucken. Atmen. Ein. Aus.
Welches Mädchen dieser Welt WILL "Verdammtes Miststück" genannt werden? Gibt es da keinen heroischeren Titel? Selbst mit zehn Jahren wäre ich da keine Anwärterin gewesen.Ich schon. Es gibt ein paar Leute, die ich kenne und sehr mag, die das als ehrliche Anerkennung meinen
Und dass dieser Titel von so absolut belanglosen Zufällen abhängt wie klebendem oder nicht klebendem Kaugummi, gefällt mir auch nicht besonders.Nein, der Titel hängt nicht von klebenden oder nicht klebenden Kaugummis ab. Sondern davon, ob sich eine Anwärterin in ausreichendem Maß als Miststück verhalten hat (vor allem gegenüber den/m Lehrer/n). Und die Beurteilung, ob das Maß ausreicht oder nicht, liegt allein bei Carla. Darum machen sie alles, was Carla vorgibt, in der Hoffnung, dass das Erfüllen der Aufträge (z.B. das Kaugummi-Aufkleben) irgendwann ausreicht. Aber keine der Anwärterinnen kann abschätzen, wann die Anstrengungen ausreichen. Darum versucht Mimi ja auch, eigeninitiativ etwas ganz besonders Miststückhaftes zu tun.
Und am Schluss wird leider auch nicht klar, ob Mimi den Titel nun "gewonnen" hat oder ob sie ihn vielleicht gar nicht mehr will, weil sie einen kleinen Blick auf die Realität geworfen hat.Meine Vorstellung ist, dass sie den Titel nicht bekommt. Ausgangspunkt für diese Geschichte war für mich das antike David-gegen-Goliath-Motiv. Der Lehrer scheint den Miststücken zunächst unterlegen, ein leichtes Opfer. Aber am Ende besiegt er sie.
Übrigens glaube ich, dass sie mit dem Namen Mimi ("Mimimimi") nicht die geringste Chance hat.„Mimi“ ist mein Standard-KG-Protagonistinnen-Name. XD Dass er hier nicht so gut passt, ist mir daher gar nicht aufgefallen. Aber das kann ich ja ändern.
Woher kommt die Vorstellung eines finsteren Kellers? Wurde Philipp nicht im Wald gefunden? Das Bild reißt mich ziemlich raus, und ich würde eher an Ratten und Spinnen denken, nicht an Würmer.Huch - in meiner Vorstellung wurde er entführt, in einem Keller gefangen gehalten und dann in einem Waldstück abgelegt. Hm … Ich denke mal darüber nach, wie ich das entweder klarer machen oder ändern kann.