@Zitatus:
Ja, hab ich. Hier das, was ich letztes Jahr dazu im gleichnamigen Thread geschrieben habe:
Ich lese gerade Tyll von Daniel Kehlmann (30jähriger Krieg, Episodenroman) und kann und mag gar nichts Kritisches sagen. Liest sich gut, ist historisch stimmig, zumindest fällt mir endlich mal kein Fehler auf, die Figuren sind nicht unbedingt sympathisch und das Setting teilweise gar nicht appetitlich, aber alles sehr menschlich, nachvollziehbar, Fremdes gut erklärt ohne Infodump (muss ich mir mal eingehender anschauen), ein Highlight fürs Genre. Ich hoffe, das bleibt so bis zum Schluss.
Was ich aus der Erinnerung noch hinzufügen kann: Dass mir der Anfang besser gefiel als das Ende. Dass ich den Gedanken, den Till Eulenspiegel der bekannten Geschichten zu einem Protagonisten a la Simplicissimus zu machen, gut fand, sich die Person Tyll meiner Erinnerung nach aber immer mehr verwischt, mehr zu einem Fenster wird als zu einem erlebenden Wesen.
Welche Fragen stellst du dir?
Ich habe auch mal wieder etwas Neues gelesen.
Tage ohne Ende von
Sebastian Barry. Der Klappentext nennt es einen
brutalen, aber lyrischen Western, und beides kann ich bestätigen, unter
Western stelle ich mir allerdings etwas anderes vor als diese völlig
unheroische Betrachtung fortwährenden Leidens, als wäre es Normalität,
Rohheit, Tod, schrecklicher Lebensumstände und Schuld in
Indianerkriegen und Bürgerkrieg, kontrastiert von einer großen Liebe
und vielen kleinen menschlichen Momenten. Und dazwischen Sätze und
Halbsätze zum Niederknien über die Natur, die den Ich-Erzähler als
zwangsläufig in all dem Tun gefangene Dichterseele zeigen -
faszinierend gemacht.
Und
Otfried Preußler, Flucht nach Ägypten.Skurril, wundervoll altmodisch verschnörkelte Sätze, die die kaiserlich-königliche Donaumonarchie abbilden, Typen, über die man nur staunend oder wiehernd den Kopf schütteln kann, liebevoll-versöhnlicher Blick auf den Einzelnen. Ich habe es genossen und war stellenweise gerührt.
Zur Unterhaltung:
Fette Fee von
Claudia Brendler.
Locker geschrieben, ein bisschen vorhersagbar, ein bisschen zu einfache Lösungen, aber durchaus interessantes Personal mit Konfliktstoff (eine erfolglose Comedian, ihr weltfremder Ex, der Gedichte verlegt, seine stark übergewichtige jugendliche Tochter, die in ihre Fantasiewelt abdriftet und schließlich von ihren Fantasiegestalten 'gedisst' wird, Loyalitätsfragen und und und). Deutlich besser als der Durchschnitt der Strandschnulzen.
Annette von Droste-Hülshoff, Grimms Albtraum. von
Esther Grau. Gute Einblicke in das Leben und Schreiben der Dichterin, manchmal ohne erkennbare Dramaturgie.
Juli Zeh. Neujahr.Spannend, dicht, beklemmend. Zu empfehlen.
Sehr zu empfehlen:
Margaret Atwood, Aus Neugier und Leidenschaft. Essays aus 35 Jahren schriftstellerischen Wirkens, sehr persönlich, sehr klug, sympathisch, ironisch... Eine meiner Lieblingsautorinnen.
Jojo Moyes, Nächte, in denen Sturm aufzieht. Zur Unterhaltung ganz okay. Nettes Setting (Australien, Walbeobachtung), ein paar Charaktere, an denen ich Spaß hatte, einige schöne Situationen. Auch (zu) viel Tränendrüse, viel political correctness, keiner meint es wirklich böse - und ein unglaubhaftes Ende.
Steckengeblieben, weil nicht wirklich gefesselt bin ich in
Leo Kaplan von Leon de Winter. Vielleicht war es nur der falsche Zeitpunkt, aber der Protagonist (ein Autor mit Kreativitätshemmung) ist weder sympathisch, noch wirklich interessant, so dass mir eigentlich egal war, was ihm weiter geschieht. Andererseits waren die Frauen durchaus interessant, wahrscheinlich lohnt es einen zweiten Anlauf, zumal ich den Autor und seine Art zu erzählen grundsätzlich gern mag.
Erst angefangen habe ich die
Geschichte der Bienen von Maja Lund. Spielt auf drei Zeitebenen, und zwar abwechselnd von Anfang an. Das ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, reißt einen immer wieder raus. In allen drei Zeiten kann ich mich schnell in die Protagonisten und ihre Konflikte hineinfinden, favorisiere bis jetzt aber die Zukunft, eine streng geordnete Welt nach dem Zusammenbruch, in der eine Frau mit Anpassungsschwierigkeiten (aha!

) zurecht kommen muss, und die Vergangenheit, in der ein verhinderter Wissenschaftler seinem Familien- und Erwerbsleben in die Depression entkommt.
Ich freue mich über eure Lesemeinungen!

eska