Autor Thema: (Fantasy) Daimonia - überarbeitet und erweitert  (Gelesen 5021 mal)

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Offline Zitatus

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(Fantasy) Daimonia - überarbeitet und erweitert
« am: 05 November 2018, 08:41:32 »
Liebe Teufels,

nachdem mir ja der erste Versuch hier im FF um die Ohren geflogen ist, habe ich den Anfang von "Daimonia" komplett überarbeitet. Außerdem ist die Szene länger geworden und um eine Figur erweitert worden. Ist mir der Text dieses Mal besser gelungen?



Das Ende der Welt

Unsere Welt war wie ein Haufen alter Bücher. Hoch aufgetürmt berichteten gilbe Seiten von den großen, tragischen Komödien und den kleingeistigen Dramen. Das Schicksal hatte mit spitzer Feder jede einzelne Zeile niedergeschrieben. Das alte Papier, auf dem die Tinte noch nicht ganz trocken war, wartete nur auf ein Zündholz.
Ich hielt es in der Hand.

„Gleich ist es soweit“, krächzte der Rabe auf meiner Schulter. Seine Tonlage ließ keinen Zweifel daran, dass er sich auf den bevorstehenden Höhepunkt unserer kleinen Geschichte freute. Sein Kopf ruckte beim Sprechen aufgeregt vor und zurück. Dabei wechselte sein Stand von einem Bein auf das andere. Ich spürte seine kleinen Krallen. Abwechselnd kratzten und bohrten sie sich durch den Stoff des Shirts in meine Haut. Vielleicht wollte er mich auf diese Weise zu einer Reaktion provozieren. „Dunkle Wolken, ein lila Himmel. Die Silhouette der Stadt ist pünktlich dazu bereit im Chaos unterzugehen“, kommentierte er in bester Laune die Szenerie. „Wie spät ist es?“
„Gleich Zwölf“, behauptete ich, ohne auf die Uhr zu schauen. Der Gedanke an eine köstliche Currywurst blitzte in meinem Hirn auf. Schade, dass wir das Mittagessen verpassen würden.
„Ob gleich ein Sturm lospeitscht? Oder bricht der Boden auf?“ Der Rabe neigte den Kopf. Vielleicht hoffte er darauf, Risse im Asphalt der Straßenschlucht zu erkennen. „Lavaströme wären doch echt eine Schau.“
Demonstrativ gelassen entzündete ich das Schwefelchen an der Reibefläche der kleinen Schachtel und führte die Flamme an den Glimmstängel, der in meinem Mundwinkel wartete. Dann sog ich zwei oder drei Mal den kratzigen Rauch in mich hinein. Er schmeckte nicht. Angewidert spuckte ich die Kippe aus.
„Ist nicht gut für die Gesundheit. He, he.“ Der Rabe versuchte zu kichern. „Obwohl: Um’s Altwerden brauchst du dich nicht mehr zu sorgen.“
Ich drehte ich mich weg.
„Eh“, beschwerte sich das Federvieh. Mit flatternden Flügeln hopste er auf mir herum. „Ich will das sehen.“ Mit einem Satz sprang er hinüber auf das Geländer des Balkons, auf dem wir uns befanden.
Resigniert den Kopf schüttelnd, schob ich mit einiger Mühe die Glastür einen Spalt breit auf und zwängte mich zurück in die Wohnung, pflügte mich durch die Trümmer zerschlagener Möbelstücke, Stofffetzen und Porzellansplitter. Die Verwüstungen in dem kleinen Wohnzimmer nahm ich kaum wahr. Meine Füße trugen mich in das Badezimmer bis zum Waschbecken. Ich kletterte auf das Höckerchen, hielt mich dabei am Rand des Porzellans fest und blickte in den Spiegel.
„Willst dich für den großen Tag noch rasieren?“ Wider Erwartens war mir der Rabe doch gefolgt. „Aufhübschen? Und vielleicht die Haare schneiden?“ Er flog auf seinen angestammten Platz, lugte in mein Ohr. „Die in den Ohren? Etwas Schminke könntest du auch auftragen, Thad. Dein grüner Teint schlägt wieder durch.“
Eigentlich wollte ich ihm nicht antworten. Ich tat es trotzdem: „Ob ich die Sache noch schlimmer machen würde, wenn ich dir jetzt den Hals umdrehe?“

Irgendwo in der Ferne grollte das Echo eines Donnerschlags. Was für ein klischeehafter Effekt. Das Wetterleuchten, das bis zu uns ins Bad hineinflackerte, machte es auch nicht besser.
„Du willst also hier drinnen versauern, während draußen die Lucy abgeht?“ Der Rabe hüpfte auf den Rand des Waschbeckens, zupfte sich eine lose Feder aus dem Flügel und warf sie achtlos beiseite. „Du weißt, was das bedeutet?“
„Ja“, antwortete ich lakonisch.
Das hielt den Raben trotzdem nicht davon ab, mir das Offensichtliche zu erklären. „Du verpasst das Ende.“
„Ja.“
„Es ist deine Geschichte.“
„Ja.“
„Und du verpasst ihr Ende.“
Im Wohnzimmer knarzte eine Bodendiele. Obwohl ich es nicht wollte, zuckte ich zusammen. Ich spürte, wie in meiner Brust das Herz einen Hüpfer nach rechts machte, bevor es wieder seinen normalen Job erledigte.
Er war da.
„Tja“, sagte der Rabe. Dass wir beide nicht mehr allein waren, machte ihn sichtlich nervös. „Wenn du mich brauchen solltest .... Ich bin auf dem Balkon.“ Eilig breitete er seine Schwingen aus und flog fort.
Für einen kurzen Moment erwog ich, meinen Besucher hier im Bad zu empfangen. Die schmuddelige Duschkabine und das Klo wären ein unorthodoxer Rahmen für ein Gespräch über das Armageddon.
„Thaddeus, mein Freund.“ Die Stimme, die nach mir rief, triefte vor widerwärtiger Freundlichkeit. Sie klang ausdrücklich nicht ungeduldig.
Also warf ich meinem verhassten Spiegelbild noch einen kurzen Blick zu, sprang von dem Hocker und schlurfte in Wohnzimmer.

Wie ein Schemen bewegte sich der Besucher in der dunkelsten Ecke des Wohnzimmers. Der alte Deckenfluter, der einstmals dort die Schatten vertrieben hatte, lag zertrümmert auf dem Boden. Das Regalbrett mit den Büchern hatte ihn unter sich begraben.
„Hallo Quirinus“, sagte ich, „ich hatte nicht mit Eurem Erscheinen gerechnet.“ Vielleicht hätte ich eine Verbeugung angedeutet, doch es war nicht nötig. Der Mann schenkte mir gerade keine Beachtung. Vielmehr bückte er sich nach einem Band, strich dessen zerknitterten Seiten glatt.
Fahrig blätterte er zu den letzten Seiten, wie jemand, der zuerst den Höhepunkt lesen wollte, bevor er sich mit dem Prolog befassen wollte. „Die Offenbarung“, murmelte er, las ein paar Zeilen und lachte dann herzlich. „Christlicher Humor. Herrlich.“ Er machte sich nicht die Mühe, die Bibel zuzuschlagen. Achtlos warf er sie zurück zu den anderen Büchern. „Ich liebe gute Literatur“, behauptete er. „Es wird mir schade sein um all die Geschichten.“
„Ja, Herr“, antwortete ich. Was hätte ich auch sonst sagen sollen?
Quirinus schien ob der förmlichen Anrede milde überrascht. Er zog eine Augenbraue hoch und musterte mich eine Weile. „Du hast es geschafft“, stellte er unvermittelt fest. „Du solltest glücklich und zufrieden sein.“
„Ja, Herr.“
Quirinus machte ein paar Schritte auf mich zu. Dabei verließ er die Dunkelheit und trat in das trübe Licht, in dem Staubflocken träge tanzten. Nun leuchteten seine schlohweißen Haare wie eine irreale Aura. Es war die diabolische Abart eines Heiligenscheins.
„Du solltest glücklich sein“, wiederholte er. Mit beiden Händen griff er hinter sich und hob die schwarze Kapuze seines Shirts über den Kopf. Jetzt streifte die Sonne nur noch seine blasse Haut und die Augen mit der rotglimmenden Iris. „Bist du zufrieden?“
„Ja, Herr.“
Sein Schmunzeln ließ durchblicken, dass er mir keinen Glauben schenkte. Trotzdem sagte er: „Gut. Alles andere wäre mir gegenüber auch nicht fair. Immerhin passiert dies alles ja nur deinetwegen.“
„Herr?“
Er wandt sich von mir ab und schaute nach draußen, an meinem gefiederten Begleiter vorbei, zum Himmel. „Kennst du diese Tage, an denen die Sonne so heiß vom Himmel strahlt, als wäre es der letzte echte Sommertag? Aber dort hinten, am Horizont sammeln sich stahlgraue Wolken, mit Blitz und Donnergrollen, um so zu tun, als würden sie vom nahenden Inferno berichten?
Nun ... Da hinten strahlt die Sonne heiß vom Himmel. Es ist der letzte Sommertag. Und am Horizont türmen sich im tiefsten Schwarz die Wolken auf. Sie kündigen das Ende der Welt an.“ Er schnipste mit dem Finger.
Der Rabe krächzte begeistert, als der Himmel jegliche Farbe verlor.
Quirinus breitete die Arme aus. Es wirkte wie ein Vater, der seinem Sohn mitteilte, dass dies alles eines Tages ihm gehören würde. „Nur für dich, Thad. Deine Erlösung.“
Ich schluckte trocken, suchte nach den richtigen Worten, fand sie nicht. Mein Blick fiel auf die Bücher. „Herr? Mögt Ihr eine Geschichte hören?“
Quirinus ließ die Arme wieder sinken. Doch er drehte mir weiterhin den Rücken zu. „Nein.“
„Warum nicht?“
Nun schaute er doch über die Schulter zu mir. Ein höhnisches Lächeln kräuselte seine Lippen. „Ich kenne alle.“
„Ihr kennt alle Geschichten?“
„Ja ... ist es nicht traurig? Jeden Wunsch, den ein Mann haben kann, hat man bereits in Gedanken gefasst. Jede Phantasie, die ein Mädchen haben durfte, hat man in Worte gekleidet. Jede Unmöglichkeit, die Irgendwer nur sehen wollte, flimmerte über Leinwand, Mattscheibe oder Display. Manchmal habe ich Angst etwas wirklich neues zu erträumen. Es wäre niemals wirklich meins.“
„Vielleicht habe ich etwas neues.“
„Dann solltest du es für dich bewahren.“
„Habe ich diese Wahl? Wenn ich sie nicht erzähle, dann ist meine Geschichte wertlos. In ein paar Minuten schon wäre sie für immer verloren.“
„In ein paar Minuten?“ Quirinus schmatzte, als würde er diese Aussage abschmecken. „Stimmt.“ Er schmunzelte. „Du willst mir unbedingt diese Geschichte erzählen?“
„Ja.“
Der Albino seufzte schwer. „Wird es lange dauern?“
„Bis zum Ende der Welt“, behauptete ich kühn.
Quirinus schaute demonstrativ auf seine nicht vorhandene Armbanduhr. „Na, die paar Minuten hab ich noch.“
« Letzte Änderung: 29 May 2019, 19:26:59 von FF »
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Offline Ayira

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Re: Daimonia - überarbeitet und erweitert
« Antwort #1 am: 05 November 2018, 10:53:18 »
Viel besser als die erste Version, Zitatus  :whee:
Vor allem der erste Absatz hat mir seeehr gut gefallen. Aber auch später die Dialoge zwischen den beiden Dämonen fand ich sehr authentisch.

Ich habe nur eine Erbse entdeckt:

Zitat
Also warf ich meinem verhassten Spiegelbild noch einen kurzen Blick zu, sprang von dem Hocker und schlurfte ins Wohnzimmer.
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Offline eska

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Re: Daimonia - überarbeitet und erweitert
« Antwort #2 am: 05 November 2018, 12:23:12 »
Lieber Zitatus;

ich lese mal so runter und notiere dabei, ich hoffe, das ergibt schon etwas Nützliches.

Zitat
Unsere Welt war wie ein Haufen alter Bücher. Hoch aufgetürmt berichteten gilbe Seiten von den großen, tragischen Komödien und den kleingeistigen Dramen. Das Schicksal hatte mit spitzer Feder jede einzelne Zeile niedergeschrieben. Das alte Papier, auf dem die Tinte noch nicht ganz trocken war, wartete nur auf ein Zündholz.
Ich hielt es in der Hand.

Schön athmosphärischer Einstieg. Das erste, was mich irritiert, ist das Wort 'kleingeistig' - ich lese den Satz nochmal und stelle fest, den Bruch gibt es verhaltener schon in 'tragische Komödien'. Kritik des Erzählers an misslungenen, den jeweiligen Auftrag verfehlt habenden Werken? Aber dann kommt doch das Schicksal als Autor ins Spiel - schreibt das falsch? Und wieder das Motiv alt (ich assoziiere hier ehrwürdig), kontrastiert mit noch nicht trockener Tinte. Jetzt verstehe ich die Bildersprache gar nicht mehr. Der Erzähler will oder soll den Haufen entzünden. Passt zur Kritik.
Zitat
„Dunkle Wolken, ein lila Himmel. Die Silhouette der Stadt ist pünktlich dazu bereit im Chaos unterzugehen“, kommentierte er in bester Laune die Szenerie.
Ja, die gute Laune des Raben kommt rüber. Der Erzähler wirkt eher passiv, weder erfreut, noch traurig, noch als würde ihn irgendetwas binden, rein beobachtend.
Die 'Silhouette' würde ich ersetzen: Es macht auf mich den Eindruck, nur die Silhouette werde untergehen - und eine gesichtslose Stadt bleibt übrig? Oder kannst du den starken bildlichen Eindruck der Silhouette vom Rest trennen, zwei Sätze draus machen?

Zitat
Ich drehte ich mich weg.
Doppel-Ich. ;)

Zitat
„Eh“, beschwerte sich das Federvieh. Mit flatternden Flügeln hopste er auf mir herum.
das Federvieh - es
Zitat
das Geländer des Balkons, auf dem wir uns befanden.
Den Nebensatz brauche ich nicht zum Verständnis.

Zitat
Wider Erwartens
ohne s

Nette kleine Hinweise auf eine nicht-menschliche Lebensform! Sehr gelungen.

Zitat
„Ob ich die Sache noch schlimmer machen würde, wenn ich dir jetzt den Hals umdrehe?“
Offenbar findet Thad, kein Mensch und Bescheid wissend über bzw. vielleicht verantwortlich für den nahen Untergang, dieses Ende trotzdem schlimm. Oder etwas daran, dass wir noch nicht wissen. Interessant.
Zitat
schlurfte in Wohnzimmer.
ins
Zitat
"Hallo Quirinus“, sagte ich, „ich hatte nicht mit Eurem Erscheinen gerechnet.“
Das etwas saloppe Hallo scheint mir nicht zu der Anrede Ihr zu passen.
Zitat
strich dessen zerknitterten Seiten glatt.
zerknitterte
Zitat
Es wird mir schade sein um all die Geschichten.
mir?
Zitat
Quirinus breitete die Arme aus. Es wirkte wie ein Vater,
Er wirkte...
Zitat
Jede Phantasie, die ein Mädchen haben durfte,
Ich bin irritiert ob der Einschränkung: Sämtliche Tabus jeglicher Gesellschaften sind doch mindestens in Gedanken und Worten irgendwann gebrochen worden. Von Männern und Frauen. und wieso stellst du dem Mann das Mädchen gegenüber, nicht die (erwachsene) Frau?
Zitat
etwas wirklich neues
Neues
Zitat

Manchmal habe ich Angst etwas wirklich neues zu erträumen. Es wäre niemals wirklich meins.
Das verstehe ich im Zusammenhang nicht. Gerade etwas wirklich Neues müsste doch dem Erfinder gehören/zugehörig sein.
Zitat
„Dann solltest du es für dich bewahren.“
Auch diese Antwort scheint mir nicht zu Quirinus zu passen. Er nennt es traurig, dass er alle Geschichten kennt, die es gibt. Und lehnt es ab, eine weitere kennenzulernen? Eine, die ihm -vielleicht- etwas Neues verspricht?

Zitat
„Na, die paar Minuten hab ich noch.“
Netter Abschluss der Szene, aber: 1. Wieso steht Quirinus unter Zeitdruck? Gibt es Zeit nach Armageddon, außerhalb unserer Welt? Bisher machte es sehr den Eindruck von 'Ewigkeit', was immer du darunter fasst.
2. bezieht sich auf die obige Frage: Wenn er Geschichten schätzt, warum will er nur kurze Minuten darauf verwenden, nicht genüsslich darin schwelgen?

Zitat
Quirinus schaute demonstrativ auf seine nicht vorhandene Armbanduhr.
bei den Menschen abgeschaut? Warum? Sind die ein nachahmenswertes Modell? Und dabei ist es befriedigend, ihre Welt untergehen zu lassen?

Insgesamt: Mir gefällt diese Version deiner Geschichte; auch wenn ich die erste schon etwas aus den Augen verloren habe, glaube ich, diese ist besser.
Den ersten Absatz lese ich immer noch als kryptisch. Macht aber nichts.
Thaddeus ist interessant: Wider Willen hineingezogen in das Schicksal der Welt, die er ins Chaos stürzen sollte, hadert mit sich, was ihn daran erlösen soll, wissen wir nicht (spannend)...
Der Rabe ist ein netter Kontrapunkt, einer der die Aufregung und die Show genießt, egal, was kommt (ohne moralische Wertung meinerseits).
Quirinus ist durchaus auch bemerkenswert, auch wenn man als Leser noch nicht genug weiß, um ihn zu 'verstehen' im Sinne von Beweggründen: Mächtig, Auftraggeber von Thaddeus, aber mit dem (vorgetäuschten?) Anspruch auf mehr ("wie ein Vater, der seinem Sohn mitteilte, dass dies alles eines Tages ihm gehören würde"), verfolgt einen Plan "alles ja nur deinetwegen", also mit 'gutem' Motiv, hat eine enge Beziehung zu Geschichten (auch eine interessante: weder Leser noch Autor, eher Kenner aller Möglichkeiten).
Und da die beginnende Geschichte ja wohl die ist, die zum Untergang führt, dessen Hintergründe wir also erkennen werden, die Thaddeus als neuartig ansieht und unbedingt erzählenswert auch angesichts der eigenen Vernichtung, reibt sich mein innerer Leser die Hände, richtet sich gemütlich auf dem Sofa ein und sagt: Her damit!  :leseteufel:

Jut?
 :kaffee2:

eska
  • Ich schreibe gerade: mal wieder kaum. Feinschliff Lethbridge ist dran. Diverses liegt wieder auf Eis.

Uli

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Re: Daimonia - überarbeitet und erweitert
« Antwort #3 am: 08 November 2018, 01:03:03 »
OK ...

keine Details (zu unkonzentriert), aber vielleicht hilft es auch so:

Erstmal: Gefällt mir. Ein guter Einstieg, der ziemlich viel an Erwartungen weckt - und ein paar davon gleich in die Tonne klopft. Gelungen.
Ab und zu bewegt sich das am Rand von ˋHÄÄÄ?´, aber (was mich angeht) bekommst du immer die Kurve - ich bleibe im Weiterlesen-Modus und bin jetzt neugierig auf die Geschichte, auf den Grund, warum der Typ die bislang nicht erzählt hat, obwohl ihm das anscheinend wichtig ist, auf den Grund, warum er seinen Besucher ˋHerr´ nennt und ... überhaupt.

Ganz offenkundig soll die Szene nicht ˋklassisch-mystisch´ sein, was durch Sprachgebrauch und einzelne Beschreibungen durchaus sichtbar wird - zugleich aber eben doch mystisch, düster mit ... einzelnen LEDs statt Kerzen, Hoodys statt Kutten, OK. Und das gelingt dir auch.
Die kleine Szene mit der Bibel und dem Christlichen Humor passt gut, eine weitere Erwartung wird geweckt - und ehrlich mal, ich werde ein klein wenig misstrauisch. Nicht so sehr, ob du diesen Wust Erwartungen erfüllen kannst (davon gehe ich mal aus), sondern ob du es willst.
Ob das nicht ein sorgfältig poliertes Glatteis ist und du mir ˋnur´ die Spikes von den Schuhen schraubst. Hmmm.
Eine Herausforderung? Oder ist das wieder so eine Erwartung?

Ernstlich etwas dazu zu sagen ist mir (von allem anderen abgesehen) echt noch zu früh. Also: Weiterschreiben, nächsten Tel einstellen (und wenns geht, recht bald)

cheers, Uli


Nachtrag:
Das ganze klingt jetzt nach einem ˋechten Zitatus ´ - ist mir grad noch so eingefallen.
Und das freut mich

Offline Trippelschritt

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Re: Daimonia - überarbeitet und erweitert
« Antwort #4 am: 10 November 2018, 14:29:48 »
Ich denke, Du kannst mit dieser Geschichte zufrieden sein. Sie ist gut geschrieben. Du wirst noch einmal mit dem Staubkamm darüber gehen müssen. Irgendwo eine Wortwiederholung, vielleicht hier und da ein schwaches Adjektiv zu viel. Das Übliche halt.

Ich schließe mich Uli an. Ein echter Zitatus.
Ich hatte an keiner Stelle den Drang, mit dem Lesen aufhören zu wollen.

Gelungen
Trippelschritt
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Womit kann der alte Vol Jin euch helfen

Offline Zitatus

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Re: Daimonia - überarbeitet und erweitert
« Antwort #5 am: 10 November 2018, 17:36:45 »
Hallo Ayira, danke für das Feedback! Erbse gekillt!

Hallo eska!

Danke für die Detail-Röstung

Schön athmosphärischer Einstieg. Das erste, was mich irritiert, ist das Wort 'kleingeistig' - ich lese den Satz nochmal und stelle fest, den Bruch gibt es verhaltener schon in 'tragische Komödien'. Kritik des Erzählers an misslungenen, den jeweiligen Auftrag verfehlt habenden Werken? Aber dann kommt doch das Schicksal als Autor ins Spiel - schreibt das falsch? Und wieder das Motiv alt (ich assoziiere hier ehrwürdig), kontrastiert mit noch nicht trockener Tinte. Jetzt verstehe ich die Bildersprache gar nicht mehr. Der Erzähler will oder soll den Haufen entzünden. Passt zur Kritik.
Die tragischen Komödien und klein(geistig)en Dramen sind die realen Geschehnisse auf der realen Welt, die vom Schicksal von der vergangenheit bis in die Gegenwart geschrieben wurden/werden. Und diesen Haufen Geschichten wird Thad mit einem (metaphorischen) Streichholz ein Ende setzen, weil er "etwas" getan hat.

Zitat
Die 'Silhouette' würde ich ersetzen: Es macht auf mich den Eindruck, nur die Silhouette werde untergehen - und eine gesichtslose Stadt bleibt übrig? Oder kannst du den starken bildlichen Eindruck der Silhouette vom Rest trennen, zwei Sätze draus machen?
Mal drüber nachdenken.

Zitat
Das etwas saloppe Hallo scheint mir nicht zu der Anrede Ihr zu passen.
Stimmt. Das Hallo hat sich aus der Rohfassung herübergeschlichen. Gekillt.
Zitat
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Jede Phantasie, die ein Mädchen haben durfte,
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Es sollen nur stellvertretende Beispiele sein, die das Gesamte umschreiben. Gemeint sind alle Geschichten von jedem, die aber je nach Persönlichkeit (Mann, Mädchen usw.) sehr unterschiedlich sind.


Zitat
Netter Abschluss der Szene, aber: 1. Wieso steht Quirinus unter Zeitdruck? Gibt es Zeit nach Armageddon, außerhalb unserer Welt? Bisher machte es sehr den Eindruck von 'Ewigkeit', was immer du darunter fasst.
2. bezieht sich auf die obige Frage: Wenn er Geschichten schätzt, warum will er nur kurze Minuten darauf verwenden, nicht genüsslich darin schwelgen?
Hm. In der Story geht es zum Teil auch um Zeit und Ewigkeit. Ich denke das erklärt sich im Laufe der Story.

Zitat
Quirinus schaute demonstrativ auf seine nicht vorhandene Armbanduhr.
Zitat
bei den Menschen abgeschaut? Warum? Sind die ein nachahmenswertes Modell? Und dabei ist es befriedigend, ihre Welt untergehen zu lassen?
Quirinus ist recht speziell. Er ist kein Dämon. (Er ist eine Figur aus meinen "Buchland"-Büchern.) Wer ihn aus den vorangegangenen Büchern noch nicht kennt, wird ihn aber noch kennenlernen.  :diablo:

Danke auch für die Zusammenfassung Deiner Eindrücke. Ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg.

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Offline Zitatus

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Re: Daimonia - überarbeitet und erweitert
« Antwort #6 am: 10 November 2018, 17:43:42 »

Das ganze klingt jetzt nach einem ˋechten Zitatus ´ - ist mir grad noch so eingefallen.
Und das freut mich

Na, dann bin ich froh, dass ich zu mir zurückgefunden habe.  :kaffee2:
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Offline Zitatus

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Re: Daimonia - überarbeitet und erweitert
« Antwort #7 am: 10 November 2018, 17:44:54 »
Ich hatte an keiner Stelle den Drang, mit dem Lesen aufhören zu wollen.
Dann habe ich das Klassenziel erreicht. :)
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Ben

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Re: Daimonia - überarbeitet und erweitert
« Antwort #8 am: 14 March 2019, 22:01:25 »
Hallo Zitatus,

zwar ist dein Post schon ein paar Monate alt und du hast den Text zwischenzeitlich sicher noch weiter überarbeitet.
Ich wollte aber noch sagen, dass es mir großen Spaß gemacht hat, das erste Kapitel zu lesen. Der Text hat lebendige Bilder vor meinem geistigen Auge entstehen lassen, ist lustig und hat m.E. Fortgeschrittenen-Niveau.

Bei mir ist angekommen, dass der Ich-Erzähler Thaddäus passiv, teilnahmslos und mit keiner hohen Meinung von sich selbst dem Ende entgegen blickt. Doch er hat irgendetwas Besonderes erlebt, das es sich jetzt zu erzählen lohnt.

Alle drei Charaktere wirken stimmig.

Nur das "fahrige" Umblättern der Seiten passt m.E. nicht ganz zu dem eloquenten Quirinius.

Fragen, die du noch beantworten könntest (nicht unbedingt im ersten Kapitel):
-Warum ist es Thaddäus so egal, wie "seine" Geschichte enden wird?
-Hasst er nur sein Spiegelbild, nur seine grüne Haut oder sich insgesamt als Person, oder nur gewisse Aspekte?
-Findet er Currywurst besonders gut oder generell menschengemachtes Essen? Wie "schmeckt" man als Dämon?


Offline Zitatus

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Re: Daimonia - überarbeitet und erweitert
« Antwort #9 am: 02 April 2019, 06:43:19 »
Hallo Ben,

danke für Dein Feedback. Schön, dass Thad bei Dir wie beabsichtigt ankommt. Die Fragen, die Du zum Schluss stellst werden sich (hoffentlich) in der nachfolgenden Story ganz von selbst beantworten.

Liebe Grüße
Zitatus
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