Hallo ihr Lieben. Dann will ich auch mal kurz von meinem letzten Leseausflug berichten.
Der Däniken liegt immer noch auf meinem Nachttisch und wartet darauf, dass ich die Muße finde, darin weiterzuschmökern...
Nunja, da kann er noch länger warten. Bei meinem letzten Büchereidienst habe ich ein Buch gefunden, dessen Klappentext mich sofort ansprach.
Also lieh ich es mir aus und nahm es mit nach Hause.
An einem schönen Herbstabend, das Feuer knistert im Kamin und ich hatte mir einen Sessel herangezogen, denke ich mir: Hey schöne Gelegenheit das Buch zu beginnen.
Marlenes Geheimnis von Brigitte Riebe - Diana Verlag
Drei Frauen, drei Generationen und ein Geflecht aus Lügen.
Es geht um die Vertreibung aus der alten Heimat nach dem Krieg und einen Neuanfang am Bodensee. Großmutter stirbt und alte Aufzeichnungen werden gelesen - darin ein lange gehütetes Familiengeheimnis. Hach, denke ich mir. Das mag ich. Schon schlage ich die erste Seite auf und beginne zu lesen.
Die Zählung der Buchseiten beginnt mit 9 nicht mit 1 Also findet sich auf der ersten Seite der Geschichte folgendes:
Seite 9:
Jetzt war die Oma tot, und alle Tränen der Welt...
Achja, seufz - jetzt war die Oma tot ... liest sich, als denke das ein kleines Kind, statt einer Erwachsenen im Alter von 34 Jahren.Am Ende der Seite dann die Personenbeschreibung, dunkle Haare, dunkle Augen, Leberfleck oberhalb...
(Klischeealarm) ja warte, lass mal sehen - bei dieser Person ist er links - ähä - Von mir aus oder von ihr aus - ach sie schaut ja garnicht in den Spiegel. Die Beschreibung kam ja völlig unerwartet aus dem Off - egal - schnell umblättern 
Seite 10: Ich erfahre, dass sie als Außendienstlerin für einen internationalen Pharmakonzern arbeitet, aber derzeit durch ihre Trauer nicht richtig funktionieren will. Sie hat sich inzwischen an den Job gewöhnt
und manchmal
aber nur manchmal mag sie ihn sogar.
Ich erfahre, dass sie zum anpreisen der Wahre auswendig gelernte Floskeln verwendet, die ihr jetzt, da ja die Oma tot ist, nur noch schwer über die Lippen gehen. Zitat:
Allein daran zu denken machte Nane schwindlig.
Mir würde eher die Galle hoch kommen oder ähnliches - über machen und tun lese ich ganz gelassen hinweg. 
Auf dem Fuß folgt eine Metapher, wie sich dieser Schwindel anfühlt Zitat:
... und die Konturen wirkten wattig, wie in einem defekten Weichzeichner.
Bitte was? In einem ... hä? Wie soll dat denn gehen? Ein Weichzeichner ist doch kein Gerät. Da kann nichts drin sein. Soweit ich mich erinnere ist es ein Filter der über ein Bild rüber gelegt wird. Und soll der nicht die Konturen weich zeichnen? Wattig eben? Wieso schreibt sie dann defekt? Zeit, das erste Mal unverständig die Stirn zu kräuseln.
Nunja lesen wir bis zum Ende der Seite - Sie rettet sich zu einigen noch angeketteten Caféstühlen, setzt sich vorsichtig und sucht nun eine Erklärung für ihren Schwindel...
der ja wie ich eigentlich weiß von dem bloßen Gedanken an ihren Job kommt, den sie nur manchmal mag Aber nein, mir wird gerade gesteckt, dass das nicht die ganze Wahrheit war, sondern Zitat:
Ausweichen und verstecken war ihr im Lauf der Zeit zur Gewohnheit geworden, doch ihr Körper zeigte nun unerbittlich, was das auf Dauer mit ihm anstellte.
Ein brummendes Rauschen in ihrem Gehörgang macht sich breit, offenbar ist ihr das allzu bekannt, daher hat sie es bisher nicht bemerkt... (zumindest steht es genau so im Text)
Himmel, diese Protagonistin hat wirklich Probleme... oder die Autorin? Ich bin mir noch nicht sicher. 
Seite 11: Es folgen ein paar Bilder der Umgebung, vom See, von Ausflugsschiffen, die erst später anlegen werden - tröstliche Gedanken an Früher und dann kommt eine nicht mehr junge Dame ins Bild
Zitat: Unter ihrer dunklen Strickjacke spitzte eine helle Schürze hervor
Wie muss ich mir das jetzt vorstellen? Lange Strickjacke und da spitzt eine Falte hervor... da kommen mir seltsame Gedanken... nein, kurze Strickjacke und die Schürze bauscht sich... oder was? Vielleicht ist die Schürze aus Spitze - *räusper - lassen wir das ich lese mal weiter... Es folgt ein kleiner Exkurs über den Dialekt. Zitat:
Sie sind wohl nicht von hier?
Antwort:
Doch. Irgendwie schon aber eigentlich kommen wir aus...
Es ist ihr wohl irgendwie zu kompliziert die Familienpfade aufzudröseln, und eigentlich geht die Frau das ja nix an aber irgendwie weiß sie nicht recht... ich auch nicht. Puh, ich bin wohl einfach zu empfindlich.
Die nächste Seite bitte.Seiten 12 - 16
Es folgen noch weitere solcher Kleinigkeiten. Zum Beispiel, dass zuvor tausendfach erwähnt wurde, dass es noch so früh am Tag und daher alles geschlossen ist. Das habe selbst ich inzwischen kapiert. Nichtsdestotrotz hat sie vorab von der netten, nicht mehr ganz jungen Dame mit der angespitzten Schürze einen Kaffee bekommen und sogar ein Stück Kuchen. Und ach, welch Wunder - als sie ins Bahnhofsgebäude kommt, ist sogar der winzige Auskunftsschalter mit einem DB-Mitarbeiter bemannt. Erstaunlich.

Es werden die einzelnen Charaktereigenschaften der toten Oma, der Tante, der Mutter und deren Beziehungen zueinander beleuchtet. Check.
Und dann der Supergau auf Seite 16 gehts los (wohlgemerkt - ich befinde mich auf Seite 8 der Geschichte, 1. Kapitel)
Vicky, die Mutter der Protagonistin ist inzwischen angekommen. Nane und ihre Mutter gehen zum Auto. Es wird beschrieben, wie sie die Straße überqueren - wobei Nane nach rechts und links schaut, da Zitat:
man bei ihrer Mutter nie ganz sicher sein konnte, ob sie nicht wieder im Gehen träumte...
Ähm, achso - nur deshalb schaut sie selbst oder was? - nun gut Nane sieht folgendes Zitat:
Neben der Fahrertür hatte sich etwas Schwarzes zusammengerollt, und sie hörte ein jämmerliches Fiepen als sie nahe genug herangekommen war.
Schwierig - aber dazu später ich erzähle mal schnell, was die beiden laut Text sehen: Ein Hund, Schlappohren, braune Augen, ängstlich. Nane hockt sich hin, der Hund zuckt vor ihrer Berührung zurück, da seine Pfoten bluten -
ist also deutlich zu sehen. Kein Halsband, mager, schmutzig, Promenadenmischung aus Labrador, Beagle und Cocker. Letzteres hat sich am meisten durchgesetzt. Das Winseln wird lauter.
1. Die Mutter sagt tatsächlich:
"Fass ihn bloß nicht an!", warnte Vicky. Wer weiß, was er für Krankheiten hat."
Was für eine Schnellmerkerin - wer weiß? Dass er krank ist sieht man auf den ersten Blick. Und bei dem beschriebenen Zustand, kann man grundsätzlich immer von Flöhen, Zecken und Milben ausgehen. Und achja - die Pfoten bluten. Was der wohl für Krankheiten hat? Könnte man diese Warnung vielleicht als überflüssig werten? Wer weiß? 
2. Der Hund lag zusammengerollt neben der Fahrertür und war beim Überqueren der Fahrbahn genau zu sehen. Das bedeutet, der Wagen steht so, dass die Fahrertür zur Straße hinweist. Wir erinnern uns: Nane schaute rechts und links bevor sie die Straße überquerten - wohl weil zu erwarten war, dass Fahrzeuge kommen könnten - und der Hund hat nichts besseres zu tun als sich neben der Fahrertür auf der Straße einzurollen? Echt jetzt? Wer soll das denn bitte glauben? Letzteres habe ich übrigens laut ausgesprochen und meinen Kopf geschüttelt. Sofort hatte ich Timos Aufmerksamkeit der fragte: "Worüber ärgerst du dich denn jetzt schon wieder? Ist das Buch wirklich so schlecht, oder bist du einfach nur zu empfindlich?" *schnaub empfindlich? Ich? Hmmm... auf welcher Seite war ich nochmal? 
Trotz Protest der Mutter beschließt Nane auf Seite 17 (Real Seite 9 der Geschichte) den Hund mitzunehmen. Sie öffnet die hintere Tür und Zitat: ...breitete die alte Decke, die sie für Staufälle immer dabeihatte, über die Rückbank. Gut die Hälfte des Polsters ließ sich damit abdecken.
Wow, der Wagen muss riesig sein - ein LKW, keine Frage... ich bin nicht empfindlich, ich bin nicht empfindlich, ich bin nicht empfindlich - Wusaaaahhh 
Am Ende der Seite dann:
Nane war erleichtert, dass er sich so problemlos (...) auf der Rückbank absetzen ließ. Als er nach einer anderen Liegeposition suchte...
Er hatte zwar bisher noch keine Liegeposition, aber er muss halt jetzt erstmal nach einer anderen suchen *grummel ... und dabei seinen Bauch zeigte, entdeckte sie die Zitzen.
Oh nein, bitte nicht - sag es nicht - BITTE 
Aber Schnellmerkerin Vicky lässt sich nicht davon abhalten, im nächsten Satz die Erkenntnis zum Besten zu geben:
"Dein Findelhund ist also eine Sie."
Hach, sie hat es getan - Ich hätte die Erkenntnis eher an fehlenden Klöten oder an einem nicht erkennbaren - lassen wir das - festgemacht, da sowohl Hündinnen als auch Rüden Zitzen haben... aber was soll man machen. Ich bin inzwischen zu meiner eigenen Überzeugung gelangt: Ich ertrage das nicht mehr lange. Auch dies sagte ich laut und als Timo fragte, was nun schon wieder sei, las ich ihm die Passagen vor. Ich war erleichtert, als er grinste und sagte: "Also von Hunden hat die Autorin mal nicht viel Ahnung." Ich entgegnete: "Sie hätte das Drama retten können, indem sie vielleicht vergrößerte Zitzen sieht, was darauf schließen lässt, dass die Hündin vor nicht allzu langer Zeit Junge gesäugt haben muss - aber so..., oh man..."
Seite 18: Es kommt wie es kommen muss, die Hündin kotzt auf den Teil der LKW-Sitzbank, den die winzige Decke nicht bedeckt hat und der unerträgliche Geruch begleitet die beiden bis sie bei dem Haus der Tante ankommen. Unterwegs die üblichen Beschreibungen, winziges Dorf, Erinnerungen und dann das Haus der Tante - die Marlene heißt. Die Frau, die laut Titel das Geheimnis hat... komisch, ich dachte die tote Oma hatte das Geheimnis - sei es drum.
Auf Seite 20 erschreckt sich Marlene und fragt:
"Was ist passiert? Und wer zum Teufel hat dir das angetan?" Marlene klang zutiefst besorgt.
Nane schaut an sich herab und stellt fest:
dass ihre helle Daunenjacke und die Hose blutverschmiert waren.
... natürlich vom kurzen Tragen zur - und Absetzen des Hundes auf die Rückbank des LKWs - ein Wunder, das der Hund noch lebt und nicht längst auf der Zwergendecke verblutet ist.So geht die Geschichte ihren Lauf. Die Begegnung der Schwestern ist eher eisig, das Innere des Hauses wird beschrieben, Erinnerungen eingebunden und auf Seite 24 erfahre ich, dass Marlene 77 und Vicky
über 60 Jahre alt sind, was ich bis dato nicht vermutet hatte... Vielleicht habe ich nur nicht mehr aufmerksam genug gelesen.
Zwischendrin erfahre ich, dass der Tierarzt Dr. Rossi verständigt wird und es wird angedeutet, dass zwischen Marlene und ihm mehr ist als bloße Freundschaft.
Seite 26: Auftritt Tierarzt -
seine hellbraunen Haare standen wie störrische Antennen vom Kopf ab, als lege er aufs Kämmen keinen allzu großen Wert.
Bei der Begrüßung umarmt er Marlene, drückt ihr einen Kuss auf die Wange und hält sie länger umschlungen als nötig gewesen wäre, was Nane sofort auffiel. Sein Alter wird nicht erwähnt. Marlene ist schon 77 Jahre alt. Der Tierarzt muss deutlich jünger sein, sonst hätte er sicherlich graue Haare. Oder aber er kämmt sich zwar nicht, aber legt großen Wert darauf, dass seine hellbraunen Flechten immer frisch gefärbt sind... Rätsel über Rätsel. Vielleicht kommt das noch.

Seite 29 (Real Seite 21 der Geschichte) Der Hund muss in die winzige Tierklinik des Dr. Rossi. Sie wurde bereits ins Auto verfrachtet, da teilt Marlene ihm mit, dass er sich keine Sorgen machen muss, ihre Nane hat einen guten Job in der Pharmaindustrie und kann die Rechnung locker bezahlen und gleich darauf führt sie ihre eigene Aussage ad absurdum indem sie hinzusetzt, sonst würde sie selbst einspringen.
*argh - weder hat der gute Doktor danach gefragt, noch geht ihn das was an, wo Nane arbeitet. Der Leser - also ich - weiß schon was sie beruflich macht... hmpf... egal, weiter im Text.Seite 30 lernen wir dann einen weiteren Mann kennen Obstbauer, Brenner, der im Hauseigenen Laden, eine Schnapsbrennerei arbeitet. Das Gespräch dreht sich darum, dass Nane ja beinahe vom Fach sei, da sie Pharmazie studiert hat. Der Mann fragt, ob Nane Apothekerin sei und sie antwortet
wieder erwarten:
Ich arbeite für eine große Pharmafirma.
Ich schaue nochmal eine Seite zuvor
- stimmt, da war was mit Pharmaindustrie - hätte ich beinahe vergessen ich dachte sie wäre Fernfahrerin gewesen oder Leiterin eines Tierheims... vielleicht webt sie ja auch in ihrer Freizeit Zwergendecken... und welches Geheimnis Marlene oder die tote Oma - meinetwegen auch der Tierarzt hat ist mir inzwischen herzlich egal.

Ich klappe das Buch geräuschvoll zu, werfe einen Blick in den Kamin und mir wird gerade noch bewusst, dass dieser Schrott nur geliehen ist. Statt also diesen Schund zu verbrennen, lege ich neues Holz auf.
Wo war noch der Däniken? - gib mir den mal...