Autor Thema: Mr. Perfect  (Gelesen 5691 mal)

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Offline Ayira

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Mr. Perfect
« am: 23 June 2017, 16:07:05 »
Ich bin eigentlich nicht der KG-Schreiberling, aber irgendwie hat mich dieses Thema grad gefesselt und ich hab versucht, eine draus zu machen ...
Da sowieso Leere hier herrscht, vielleicht etwas zur allgemeinen Beschäftigung:



Mr Perfect

Im Fegefeuer gegrillt zu werden, hätte auch gereicht. Meine Schuld wäre kurz und schmerzvoll zu Asche verbrannt - und ich hätte befreit zu meiner alten Herrlichkeit zurückkehren können.
  Stattdessen hockte ich hier. Auf einer leeren zweiten Betthälfte, in der meines Wissens noch kein männliches Wesen geschlafen hatte. Außer mir. 
Ich verzog mein Gesicht. Es war Samstagnacht – und Tina schlief. Dem leisen Schnarchen nach zu urteilen sogar schon tief und fest. Dabei war es noch nicht einmal zehn Uhr.
  Ich kannte Achtzigjährige, die sich um diese Zeit noch amüsierten. Mit einem Mann natürlich. Ein Lächeln - selbst nur mehr mit ein bis zwei Zähnen - und der Funke sprang über. Was folgte, waren lange Gespräche bis frühmorgens, ein Abendessen, Händchen haltend und mit verliebten Blicken über den Tisch zuwerfend, oder ein Rendezvous zum Tanzen.
  Aber Tina schlief lieber. Allein.
  So wurde das nichts mit der Liebe. Das war ja ein Trauerspiel!
  Ich war ein außerordentliches Talent im Verkuppeln von Paaren gewesen. Genau genommen war ich sogar der Ethan Hunt in puncto Beziehungen gewesen. Wo ein Wille, da ein Weg…
  Bis zu diesem verdammten einen Tag, bei dem sich die unglücklichen Zufälle summiert und eine idyllische Ortsgemeinschaft samt lupenreiner Musterehe zerstört hatten. Ja, ich war daran nicht ganz unschuldig gewesen, aber jeder machte einmal Fehler. Sogar ich. Wichtig war nur, dass man sie wieder ausbügelte.

  Also gab es für mich nur einen Weg: Ich musste Chefchen davon überzeugen, dass er doch einen Fehler mit meiner Suspendierung gemacht hatte. Nur als Wohnungskatze mit einer Besitzerin, die lieber schlief als mit den Mädels durch die Bars zu ziehen … vielleicht doch eine Mission impossible.
  Halt, Moment - was rede ich da eigentlich? Bin ich denn schon von Sinnen? Ich bin ein Naturtalent! Unmögliche Situationen erforderten eben nur mehr Kreativität …
  Also überleg mal, Junge. Was kannst du als ordinäre Stubenkatze anstellen, damit Tina in puncto Männer nicht leer ausgeht und du zurück zu deiner Berufung kannst?
  Ich könnte auf einen Baum klettern und einen Kater in goßer Not mimen. Die Feuerwehr (mit sehr großem Männeranteil in der Mannschaft) würde kommen, um mich hilfloses Tier zu retten und mich meiner überaus dankbaren Besitzerin zurückzugeben. Ich würde die Rettung nicht einfach machen. Etwas Dramatik schadete nie. Ich war ein begnadeter Schauspieler.
  Das setzte allerdings voraus, dass ich diese Wohnung - die keine Katzenklappe an der Tür besaß – irgendwie verlassen musste. Danach würde die Suche nach einem Baum folgen. Soweit ich es von meinem Beobachtungsposten am Fenster wusste, befand sich in dieser Straße kein einziger Baum. 
Und eigentlich hatte ich auch Höhenangst …
  Nein, lieber kein Kater im Baum.
  Am besten wäre es, die Wohnung gar nicht verlassen zu müssen. Nur wie bekam ich so die Aufmerksamkeit eines Mannes, hier nach seinem Schneewittchen zu suchen?

  Das Telefon!
  Nein, Moment. Ich konnte ja gar nicht sprechen – nur kläglich maunzen. Wieso musste ich ausgerechnet in einen Katzenkörper gesteckt werden? Waren die Papageien etwa schon anderweitig vergeben gewesen? Ich warf einen mörderischen Blick zur Zimmerdecke hoch. Chefchen hatte es mit seiner Strafe deutlich übertrieben. Meine Lektion hatte ich auch so schon gelernt: Nie wieder Alkohol im Dienst! Wer konnte schließlich schon ahnen, dass meine ausgezeichnete Trefferquote nach ein, zwei Gläschen Prosecco nicht mehr so ausgezeichnet war?
  Aber das würde sich wieder ändern. Mit Pauken und Fanfahren würde ich zurückkehren, wenn ich es sogar als Katze schaffte, zwei Herzen zu verkuppeln.
  Verkuppeln. DAS war die Idee! Onlinedating! Von Zuhause aus bequem nach dem Traumprinzen suchen … Warum war mir das nicht schon früher eingefallen?

  Ich schoss ins Wohnzimmer hinüber und tappte mit der Pfote auf den ON-Knopf des Laptops. Ich war schon immer ein Genie, daran hatte sich auch als Kater nichts geändert. Ich suchte im Internet nach Online Dating – und da war sie, die perfekte Plattform: Coupidoo – chatten, flirten und vielleicht die große Liebe finden. Genau was ich – oder besser gesagt Tina – brauchte.
Das Profil war schnell erstellt. Auf Tinas Festplatte gab es genug schöne Urlaubsfotos. Und sie sah ja auch gar nicht schlecht aus im Bikini. Man musste nur die Oma wegretuschieren und sie aus dem All-inklusive Betonklotz am Attersee ausschneiden und auf eine abenteuerliche Klippe kopieren. Sie war ein herzensguter Mensch, und mit dem richtigen Mann an ihrer Seite … würde sie ein perfektes, interessantes Leben genießen.
  Tinas Hobbys waren also ab heute Party machen (statt um neun Uhr abends ins Bett gehen), neue Leute kennen lernen (und nicht mit der Verwandtschaft auf Urlaub fahren), in exotische Länder Reisen und das Leben genießen.
Speichern – und fertig.

Ich klickte auf „Spielen“. Ein Foto nach dem anderen erschien, ich muss nur entscheiden, ob mir der Mann darauf gefiel oder nicht. Die Langweiler mit Nerdbrille, komischen Grimassen oder Darkwin Duck Enten in einer Badewanne als Profilbild schieden gleich aus – die echten Männer, die mit gutgebautem Oberkörper, gestylten Haaren und mit frechem Grinsen, kriegten ein Häkchen von mir.
  Und ha – das erste Match! Der Mann hatte eindeutig guten Geschmack, in dem er mich auch geliked hatte – und was las ich da? Er war Pilot.
  Noch ein Matsch. Diesmal keine Berufsangabe, nur ein halbes, dafür aber attraktives Gesicht als einziges Foto. In seinem Profil stand, er wäre ein echter Gentleman und würde eine Frau zum Verwöhnen suchen. Das klang ja super!

  Der Mauszeiger schwebte schon über dem Chatten-Button, da sprang mich eine Nachricht von einem weiteren Kandidaten an: Hallo, wie geht’s?
  Nicht gerade das einfallsreichste Anschreiben, aber ich schaute mir sein Profil an - und er sah schon verdammt gut aus!
  Sehr sympathisches Gesicht, blaue Augen, verführerisches Lächeln. Ein zweites Foto zeigte einen durchtrainierten Oberkörper. Persönliche Angaben hatte er keine gemacht, aber der Benutzername MrChristianGrey klang höflich, kultiviert und äußerst vielversprechend.
  Eindeutig. Das war er. Mr. Perfect für Tina. Ich hörte schon die Hochzeitsglocken läuten, gefolgt von den Jubelrufen und Glückwünschen, dass ich wieder auf meinen alten Posten zurückkehren konnte. Chefchen würde mir meine Marke retour geben und mir Pfeil und Bogen aushändigen.
  Auf letzteres würde ich aber verzichten. Mein Waffenschein lief ohnehin aus; und wenn ich zukünftig meine Paare online verkuppelte, konnte ich getrost ein- zwei Flaschen Prosecco trinken, ohne aus Versehen den Ortspfarrer bei der Predikt an Fronleichnam mit einem Liebespfeil abzuschießen.
  • Ich schreibe gerade: Neseret - Atem des Feuergottes

Gnadenrose

  • Gast
Re: Mr. Perfect
« Antwort #1 am: 25 June 2017, 13:15:34 »
Hallöchen!
offenes Ende. Jetzt würde mich ja interessieren, wie es weitergeht...
Ich finde es amüsant, wie du die Gedanken des Katers beschreibst: lebendig mit Gedankenstrichen, Ausrufezeichen etc. Dadurch kann man ihnen sehr gut folgen, als wären es seine eigenen. Ein Licht ging mir auf, als ich dann auch mal geschnallt hatte, dass es ein Kater war, aus dessen Sicht du geschrieben hast. Obwohl männliches Wesen ja zutreffend ist, hab ich zuerst an einen Menschen gedacht, was dann aber irgendwann keinen Sinn mehr ergab...;)
Der erste Satz zieht einen schon direkt in die Geschichte rein, was ich sehr gut finde. Er wirft sofort Fragen auf: Was ist passiert? Welche Schuld (zweiter Satz)?
Was ich auch sehr passend finde, ist die Melodieführung, wie ich es gerne nenne. Der Wechsel von langen, ausschweifenden Sätzen und dann wieder einem kurzen, der den Kater auf den Boden der Tatsachen bringt. Dadurch erreichst du gut diesen etwas trockenen, humorvollen Charakter des Textes.
Zitat
Ich kannte Achtzigjährige, die sich um diese Zeit noch amüsierten. Mit einem Mann natürlich. Ein Lächeln - selbst nur mehr mit ein bis zwei Zähnen - und der Funke sprang über. Was folgte, waren lange Gespräche bis frühmorgens, ein Abendessen, Händchen haltend und mit verliebten Blicken über den Tisch zuwerfend, oder ein Rendezvous zum Tanzen.
  Aber Tina schlief lieber. Allein.
Die Hintergrundgeschichte des Kater, bzw. wie er zur Strafe als Amor dann in den Katzenkörper verbannt wurde, lässt du immer wieder zwischendurch einfließen. Ich habs trotzdem leider erst beim zweiten Lesen gerafft. ;D
Wenn du mit Chefchen also Gott meinst, in dessen Diensten Amor stand (so hab ich´s jetzt verstanden) finde ich interessant, wie Amor dann beim Onlinedating auf Äußere eingeht. Ich bin mir nicht sicher, ob das dann so klappen würde, mit Fanfaren wieder zurückzukehren, so wie sich der Kater das anfangs vorstellt.
Was gut passt ist, dass er am Ende dann das Onlinedating recht bequem findet, so von zu Hause aus, und dass auch die Verführung des Alkohols wieder zur Sprache kommt, die in der Vorgeschichte ja das Verhängnis war.
Der Witz an der Geschichte ist das Skurrile, mit der du Amor, die "Mythengestalt" in Verbindung setzt mit so etwas Banalem wie dem Onlinedating der Menschheit. Daran würde man nicht unbedingt denken. Wenn man nun noch die Überschrift mit einbezieht, frage ich mich allerdings, welches Thema dich so gefesselt hat. Das eben genannte oder Mr. Perfect?
Am Anfang denkt man, dass ihm Tina wichtig ist, weil er möchte, dass sie nicht alleine ist. Am Ende ist dann aber sein "Job" seine Motivation. Das irritiert in meinen Augen etwas, weil das unterschiedliches Licht auf den Kater wirft. Ich frage mich: Wie lange lebt er denn schon als Kater dort?
Wenn ich mit meinen Vermutungen komplett falsch liege, darfst du mir das GERNE mitteilen! :D
Es ist auf jeden Fall eine Geschichte, über die man sich gut amüsieren kann!

Liebe Grüße
Gnadenrose

Offline Ayira

  • Röstdämon
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  • Beiträge: 344
Re: Mr. Perfect
« Antwort #2 am: 25 June 2017, 18:33:00 »
Ich muss gestehen, die Geschichte ist ohne wirklichen Hintergedanken entstanden. Eigentlich bin ich mit Amors Diensten grad etwas unzufrieden und hab den ganzen Frust mal in eine Kurzgeschichte gepackt. Was dabei rauskam, war das hier. Eigentlich dachte ich noch an etwas konkretere Angaben und Chatveläufe, allerdings ... wäre das nicht ganz jugendfrei geworden - also hab ich mich hierfür entschieden ^^

Danke fürs Rösten ;-)
  • Ich schreibe gerade: Neseret - Atem des Feuergottes

Uli

  • Gast
Re: Mr. Perfect
« Antwort #3 am: 26 June 2017, 18:48:05 »
ay Ayira,
Na, dann grillen wir mal ein weig ...

Zunächst mal: Der Titel einer KG ist immer auch ein Hinweis - man weiß halt nie so genau, auf was eigentlich. mit dem Titel fokussierst du von Anfang an auf den Typ, den dein Prota am Schluss aussuchst. Das ist wie ein Scheinwerfer ...
Doof ist: Ich verstehe auch nach mehrmaligem lesen nicht, wo da der Witz ist.
(später mehr dazu)

Zitat
Im Fegefeuer gegrillt zu werden, hätte auch gereicht. Meine Schuld wäre kurz und schmerzvoll zu Asche verbrannt - und ich hätte befreit zu meiner alten Herrlichkeit zurückkehren können.

  Stattdessen hockte ich hier. Auf einer leeren zweiten Betthälfte, in der meines Wissens noch kein männliches Wesen geschlafen hatte. Außer mir. 
Ich verzog mein Gesicht. Es war Samstagnacht – und Tina schlief. Dem leisen Schnarchen nach zu urteilen sogar schon tief und fest. Dabei war es noch nicht einmal zehn Uhr.

OK, Einführung in die Situation, ganz gefällig geschrieben.http://uli-moll.de/texte.php
Nicht mehr, nicht weniger.
Eine Erbse: Katzen sind nicht dazu imstande, ihr Gesicht zu verziehen ... aber das weiß kaum jemand. Trotzdem: Wenn du das hier berücksichtigen würdest ( ... besser: Hätte mein Gesicht verzogen, was mir aber meine derzeitige Gestalt nicht erlaubte ...)
könntest du ein klein wenig früher die fatale Situation des Protas einführen.
 
Zitat
Ich kannte Achtzigjährige, die sich um diese Zeit noch amüsierten. Mit einem Mann natürlich. Ein Lächeln - selbst nur mehr mit ein bis zwei Zähnen - und der Funke sprang über. Was folgte, waren lange Gespräche bis frühmorgens, ein Abendessen, Händchen haltend und mit verliebten Blicken über den Tisch zuwerfend, oder ein Rendezvous zum Tanzen.
Hmmm ...
Nun, ja. Nicht so wichtig, eine Sache zum Streichen: Wie sowas abläuft, weiß man eigentlich. Oder?

 
Zitat
Aber Tina schlief lieber. Allein.
  So wurde das nichts mit der Liebe. Das war ja ein Trauerspiel!
Tja. Die Erzählung bleibt im ISSO: Der Prota findet Tinas Vorliebe nicht OK, es bleibt aber im Verborgenen, warum das so ist. Hängt noch etwas in der Luft, das ganze ...



 
Zitat
Ich war ein außerordentliches Talent im Verkuppeln von Paaren gewesen. Genau genommen war ich sogar der Ethan Hunt in puncto Beziehungen gewesen. Wo ein Wille, da ein Weg…
OK, schön: Da ist sowas wie eine Berufung. Und?

 
Zitat
Bis zu diesem verdammten einen Tag, bei dem sich die unglücklichen Zufälle summiert und eine idyllische Ortsgemeinschaft samt lupenreiner Musterehe zerstört hatten. Ja, ich war daran nicht ganz unschuldig gewesen, aber jeder machte einmal Fehler. Sogar ich. Wichtig war nur, dass man sie wieder ausbügelte.

Gut, der Typ hatte den Job, Leute zusammenzubringen - und war gut dabei. Und er ist arrogant genug, um Fehler einzugestehen ...
Nun, im Vorgriff: Diesen Fehler hat er ja mal nicht ausgebügelt. Nur so an die Adresse dieses Typen, vielleicht kommt der mal von seiner Selbstgerechtigkeit runter ...

 
Zitat
Also gab es für mich nur einen Weg: Ich musste Chefchen davon überzeugen, dass er doch einen Fehler mit meiner Suspendierung gemacht hatte. Nur als Wohnungskatze mit einer Besitzerin, die lieber schlief als mit den Mädels durch die Bars zu ziehen … vielleicht doch eine Mission impossible.
Immer noch arrogant ... und überzeugt, dass er es eben doch drauf hat.
(Nach dem 'nur' würde ich ein Komma setzen)


Zitat
  Halt, Moment - was rede ich da eigentlich? Bin ich denn schon von Sinnen? Ich bin ein Naturtalent! Unmögliche Situationen erforderten eben nur mehr Kreativität …
  Also überleg mal, Junge. Was kannst du als ordinäre Stubenkatze anstellen, damit Tina in puncto Männer nicht leer ausgeht und du zurück zu deiner Berufung kannst?
Hmmm ... der Liebesbote zeigt hier eine erstaunlich abgeklärte (um nicht zu sagen zynische) Haltung zu seiner Aufgabe - wie ein *****Koch, der sagt, er müsse Leute füttern.
Macht wahrscheinlich die Routine ...
Jedenfalls trieft er mittlerweile vor Arroganz.

 
Zitat
Ich könnte auf einen Baum klettern und einen Kater in goßer Not mimen. Die Feuerwehr (mit sehr großem Männeranteil in der Mannschaft) würde kommen, um mich hilfloses Tier zu retten und mich meiner überaus dankbaren Besitzerin zurückzugeben. Ich würde die Rettung nicht einfach machen. Etwas Dramatik schadete nie. Ich war ein begnadeter Schauspieler.
und er trieft weiter.

 
Zitat
Das setzte allerdings voraus, dass ich diese Wohnung - die keine Katzenklappe an der Tür besaß – irgendwie verlassen musste. Danach würde die Suche nach einem Baum folgen. Soweit ich es von meinem Beobachtungsposten am Fenster wusste, befand sich in dieser Straße kein einziger Baum. 
Und eigentlich hatte ich auch Höhenangst …
  Nein, lieber kein Kater im Baum.
  Am besten wäre es, die Wohnung gar nicht verlassen zu müssen. Nur wie bekam ich so die Aufmerksamkeit eines Mannes, hier nach seinem Schneewittchen zu suchen?
Tja. trief ...

 
Zitat
Das Telefon!
  Nein, Moment. Ich konnte ja gar nicht sprechen – nur kläglich maunzen. Wieso musste ich ausgerechnet in einen Katzenkörper gesteckt werden? Waren die Papageien etwa schon anderweitig vergeben gewesen? Ich warf einen mörderischen Blick zur Zimmerdecke hoch. Chefchen hatte es mit seiner Strafe deutlich übertrieben. Meine Lektion hatte ich auch so schon gelernt: Nie wieder Alkohol im Dienst! Wer konnte schließlich schon ahnen, dass meine ausgezeichnete Trefferquote nach ein, zwei Gläschen Prosecco nicht mehr so ausgezeichnet war?
Zweiter Hinweis darauf, was schiefgegangen ist, OK.
Und Mr Perfekt (dein Prota - so stellt er sich halt dar) meckert unverdrossen über sein ungerechtes Schicksal ...
Ernsthaft: Spätestens hier ist der Titel eindeutig auf den Prota bezogen. Herr Wichtig, Mister Mackellos, Sir Kannnichtsdafür.


 
Zitat
Aber das würde sich wieder ändern. Mit Pauken und Fanfahren würde ich zurückkehren, wenn ich es sogar als Katze schaffte, zwei Herzen zu verkuppeln.
  Verkuppeln. DAS war die Idee! Onlinedating! Von Zuhause aus bequem nach dem Traumprinzen suchen … Warum war mir das nicht schon früher eingefallen?
Pauken und Trompeten - evtl ein regionaler Unterschied?
Und mit 'Pauken und Trompeten' geht man unter, die Metapher ist negativ besetzt (passt aber zu dem Prota, die Verdrehung)


 
Zitat
Ich schoss ins Wohnzimmer hinüber und tappte mit der Pfote auf den ON-Knopf des Laptops. Ich war schon immer ein Genie, daran hatte sich auch als Kater nichts geändert. Ich suchte im Internet nach Online Dating – und da war sie, die perfekte Plattform: Coupidoo – chatten, flirten und vielleicht die große Liebe finden. Genau was ich – oder besser gesagt Tina – brauchte.

Tja ... er trieft noch immer ...

Zitat
Das Profil war schnell erstellt. Auf Tinas Festplatte gab es genug schöne Urlaubsfotos. Und sie sah ja auch gar nicht schlecht aus im Bikini. Man musste nur die Oma wegretuschieren und sie aus dem All-inklusive Betonklotz am Attersee ausschneiden und auf eine abenteuerliche Klippe kopieren. Sie war ein herzensguter Mensch, und mit dem richtigen Mann an ihrer Seite … würde sie ein perfektes, interessantes Leben genießen.
Aha ... jetzt muss es auch noch ein tolles Leben für Tina werden?
Nachdeem der Typ die ganze Zeit erklärt, dass er den Erfolg für seine Rehabilitierung braucht, ist das nicht wirklich schlüssig - oder sehr zynisch.

 
Zitat
Tinas Hobbys waren also ab heute Party machen (statt um neun Uhr abends ins Bett gehen), neue Leute kennen lernen (und nicht mit der Verwandtschaft auf Urlaub fahren), in exotische Länder Reisen und das Leben genießen.
Speichern – und fertig.
Jaja ...

Zitat
Ich klickte auf „Spielen“. Ein Foto nach dem anderen erschien, ich muss nur entscheiden, ob mir der Mann darauf gefiel oder nicht. Die Langweiler mit Nerdbrille, komischen Grimassen oder Darkwin Duck Enten in einer Badewanne als Profilbild schieden gleich aus – die echten Männer, die mit gutgebautem Oberkörper, gestylten Haaren und mit frechem Grinsen, kriegten ein Häkchen von mir.
jajaja ....

 
Zitat
Und ha – das erste Match! Der Mann hatte eindeutig guten Geschmack, in dem er mich auch geliked hatte – und was las ich da? Er war Pilot.
  Noch ein Matsch. Diesmal keine Berufsangabe, nur ein halbes, dafür aber attraktives Gesicht als einziges Foto. In seinem Profil stand, er wäre ein echter Gentleman und würde eine Frau zum Verwöhnen suchen. Das klang ja super!
Jajajaja ...


 
Zitat
Der Mauszeiger schwebte schon über dem Chatten-Button, da sprang mich eine Nachricht von einem weiteren Kandidaten an: Hallo, wie geht’s?
  Nicht gerade das einfallsreichste Anschreiben, aber ich schaute mir sein Profil an - und er sah schon verdammt gut aus!
  Sehr sympathisches Gesicht, blaue Augen, verführerisches Lächeln. Ein zweites Foto zeigte einen durchtrainierten Oberkörper. Persönliche Angaben hatte er keine gemacht, aber der Benutzername MrChristianGrey klang höflich, kultiviert und äußerst vielversprechend.
So. Das ist jetzt also die 'Pointe' mit dem Mr. Perfect'?
Ehrlich mal: Ich habe sie genau gar nicht verstanden. Aber sowas von. Sorry.
Offensichtlich ist, dass der Benutzernahme eine Bedeutung hat, und das der Prota diese nicht erkennt - also hier einen weiteren fatalen Fehler macht.
Was aber nicht funktioniert, weil Benutzernamen eben genau das sind, was sie eben sind: Schall und Rauch.


 
Zitat
Eindeutig. Das war er. Mr. Perfect für Tina. Ich hörte schon die Hochzeitsglocken läuten, gefolgt von den Jubelrufen und Glückwünschen, dass ich wieder auf meinen alten Posten zurückkehren konnte. Chefchen würde mir meine Marke retour geben und mir Pfeil und Bogen aushändigen.
Aha, ein klassischer Amor - die Sache hätte früher klargemacht werden müssen, denke ich.

 
Zitat
Auf letzteres würde ich aber verzichten. Mein Waffenschein lief ohnehin aus; und wenn ich zukünftig meine Paare online verkuppelte, konnte ich getrost ein- zwei Flaschen Prosecco trinken, ohne aus Versehen den Ortspfarrer bei der Predikt an Fronleichnam mit einem Liebespfeil abzuschießen.
Und eine nachgeschobene Pointe - wahlweise eine sehr verspätete Information über den fatalen Fehler, der zu der ganzen Situation geführt hat. Viel weiter vorne plaziert wäre besser, dann wäre der Verdacht, mit dieser Szene die Sache retten zu wollen, gebannt.
Als Pointe funktioniert das nämlich genau gar nicht:
Amor, der Liebesbote, schehrt sich als alter Griechengotte einen Dreck darum, ob seine Tätigkeit mit der christlichen Konvention vereinbar ist - im Gegenteil.
So ein 'Versehen' müsste ihm eher gefallen - und seinem Cheffchen auch: Immerhin untergräbt das die Autorität einer ganz und gar anderen Religion ...
die unter anderem die Existenz Amors rundweg leugnet.
Tja ...

(Und 'Predigt' mit weichem G ...)

Also: Die Amor-Information früher einbauen, eine Begründung, warum der Fehlschuss bestraft wird einbauen - und die Sache mit dem Mr. Perfect irgenwie so rüberbringen, dass sie funktioniert ...
dann ist das OK.

(danke für Röstfutter!)

Rilyn

  • Gast
Re: Mr. Perfect
« Antwort #4 am: 26 June 2017, 22:09:41 »
Hoi Ayira,

ich versuch mich mal wieder am Rösten. Etwas oberflächlich vermutlich, aber in dieser Story stecken ein paar Punkte, die ich nicht unkommentiert lassen möchte (die mache ich auch als solche kenntlich).

Sprachlich wirft der Text mit Füllwörtern und ebensolchen Sätzen um sich, die weder Inhalt noch Stimmung helfen.
Beispiele:
Zitat
Das setzte allerdings voraus, dass ich diese Wohnung – die keine Katzenklappe an der Tür besaß – irgendwie verlassen musste.
Aber die Satzkonstruktion ist schon zu verschwurbelt. Wenn du einen flapsigen Text schreiben willst, schreib ihn flapsig: kurz und pointiert. Such jede Stelle, an der sich der Text um sich selbst dreht, von inhaltlichen Redundanzen hin zu Füllwörtern, und streich ihn gnadenlos zusammen.

Zu den Halbgeviertstrichen – lass sie weg, wo immer sie nicht unbedingt nötig sind. Zu hart, zu auffällig. Obendrein ist dadurch ein gleichförmiger Satzbau wahrscheinlich.

Zitat
Im Fegefeuer gegrillt zu werden, hätte auch gereicht.
Das finde ich schade: eine christliche Assoziation, "Chefchen" ist später Gott, Amor entspringt aber der griechischen Mythologie. Ergo kein Fegefeuer. Die göttliche Implikation ist aber trotzdem klar. Mit der Katze brichst du sie vermeintlich, aber nicht tatsächlich.
Persönlich kann mich die Verwandlung in eine Katze mit dem Auftrag, sich zu beweisen, nicht vom Hocker reißen, denn sie sagt für mich nur eines aus: Chefchen ist ein Arsch. Ein menschlicher / göttlicher ebenso wie in Sachen Personalmanagement und banaler Logik. Natürlich ist das Ganze eine immer wieder bemühte Konstellation, und als Rahmen ansich okay, aber sie kann per se nichts mehr reißen, weil sie überstrapaziert und bekannt ist. Interessanter fände ich ein Spiel mit diesem Klischee, statt die Götterwelt / Geisterwelt / das Immaterielle auf eine moderne Art zu verunmenschlichen (sic, denn Verwaltung ist ein unmenschliches Konstrukt). Die griechische Götterwelt funktioniert nicht in derselben Weise. Und selbst wenn, dann sollte es konsequent eine Mythologie sein.

Zitat
Das Profil war schnell erstellt. Auf Tinas Festplatte gab es genug schöne Urlaubsfotos. Und sie sah ja auch gar nicht schlecht aus im Bikini. Man musste nur die Oma wegretuschieren und sie aus dem All-inklusive Betonklotz am Attersee ausschneiden und auf eine abenteuerliche Klippe kopieren. Sie war ein herzensguter Mensch, und mit dem richtigen Mann an ihrer Seite … würde sie ein perfektes, interessantes Leben genießen.
  Tinas Hobbys waren also ab heute Party machen (statt um neun Uhr abends ins Bett gehen), neue Leute kennen lernen (und nicht mit der Verwandtschaft auf Urlaub fahren), in exotische Länder Reisen und das Leben genießen.
Speichern – und fertig.
Inhaltlich: ich möchte das fingerlose Wesen sehen, das es schafft, eine Frau aus einem Foto freizustellen. Das gelingt schon feinmotorisch hochbegabten Grafiklaien selten und der Hälfte der Profis ebenfalls nicht. Zumindest brauchen sie verdammt lange und nebenbei gute Algorithmen für die Haare.

Zu diesem Absatz aber ein Teil meines eigentlichen Problems mit dem Text: Amor ist genauso ein Arsch wie sein Chef. Über Tinas Willen und Wünsche hinweg betreibt das geflügelte, pardon, jetzt befellte Rotzgör Daten- und Identitätsklau, bricht ihre Privatsphäre, zwingt ihr einen anderen Lebensstil auf, will ihr irgendeinen Macker anhängen ... Zugegeben, der mythologische hat Leute auch gegen deren Willen abgeschossen, aber in jedem Fall ging es um "Liebe auf den ersten Blick" und nicht die Sezierung des Privatlebens dieser Personen, um sie zu verkuppeln. Das ist nicht mehr lustig, das ist mehr als nur fragwürdig. Bitte nicht persönlich nehmen.

Zitat
Ich klickte auf „Spielen“. Ein Foto nach dem anderen erschien, ich muss nur entscheiden, ob mir der Mann darauf gefiel oder nicht. Die Langweiler mit Nerdbrille, komischen Grimassen oder Darkwin Duck Enten in einer Badewanne als Profilbild schieden gleich aus – die echten Männer, die mit gutgebautem Oberkörper, gestylten Haaren und mit frechem Grinsen, kriegten ein Häkchen von mir.
Klischees und Vorurteile? :watchout:
Was macht in Amors Augen denn echte Männer aus?

Zitat
  Und ha – das erste Match! Der Mann hatte eindeutig guten Geschmack, in dem er mich auch geliked hatte – und was las ich da? Er war Pilot.
  Noch ein Matsch. Diesmal keine Berufsangabe, nur ein halbes, dafür aber attraktives Gesicht als einziges Foto. In seinem Profil stand, er wäre ein echter Gentleman und würde eine Frau zum Verwöhnen suchen. Das klang ja super!
Wie naiv ist Amor eigentlich noch nach ein paar Tausend Jahren?
Das kann natürlich gerade als lustiger Punkt herhalten: Amor hat von Onlinedating keine Ahnung. Aber so wirkt es nicht, wenn sich nicht die gesamte kurze Story darum dreht.

Zitat
  Der Mauszeiger schwebte schon über dem Chatten-Button, da sprang mich eine Nachricht von einem weiteren Kandidaten an: Hallo, wie geht’s?
  Nicht gerade das einfallsreichste Anschreiben, aber ich schaute mir sein Profil an - und er sah schon verdammt gut aus!
  Sehr sympathisches Gesicht, blaue Augen, verführerisches Lächeln. Ein zweites Foto zeigte einen durchtrainierten Oberkörper. Persönliche Angaben hatte er keine gemacht, aber der Benutzername MrChristianGrey klang höflich, kultiviert und äußerst vielversprechend.
  Eindeutig. Das war er. Mr. Perfect für Tina. Ich hörte schon die Hochzeitsglocken läuten, gefolgt von den Jubelrufen und Glückwünschen, dass ich wieder auf meinen alten Posten zurückkehren konnte. Chefchen würde mir meine Marke retour geben und mir Pfeil und Bogen aushändigen.
Das Ende lässt mich entweder verwirrt zurück oder angesäuert.
Verwirrt: ist Amors Naivität letztendlich dafür verantwortlich, dass Tina in einer kranken Beziehung wie in SoG landet? Womit ich nicht den Pseudo-SM-Müll meine, der dort verwurstet wird, sondern die Beziehung ansich. Das funktioniert nur, wenn man um mehrere Ecken denkt und mit dieser Diskussion rund um die Bücher vertraut ist, also nehme ich an, dass es nicht der Grund ist.
Angesäuert: Ist die Pointe, dass Tina unwissend an einen SMler gerät? ... wenn sie nichts davon hält, wird das entweder sowieso nichts (wenn er okay ist), oder es wird unerfreulich (wenn Mr. Grey so ein Vorzeigeempath ist wie sein Namensvetter). In beiden Fällen verpufft die Pointe, sobald man sie weiter denkt, oder sie bleibt ziemlich flach und schal, denn dann bleibt nur "haha, sie kriegt im Bett den Popo verhauen". :wiejetzt:
Das ist leider ein Tritt gegen's Knie für diejenigen, die ohnehin schon mit Klischees und gesellschaftlicher Ablehnung zu tun haben. Ich vermute, dass die meisten dazu zwar die Schultern zucken, aber leider gibt es eine ganze Menge Vorzeigeempathen wie Mr. Grey unter Typen, die einen in Datingportalen genau in dieser Weise anschreiben.(Erkenntnisse aus einer Weile Recherche. Ich hege eine persönliche Abneigung gegen Datingportale.) Und leider gelingt es solchen Typen immer wieder, Situationen zu forcieren, die ich im offenen Forum nicht kommentieren werde.

(Nach dem Lesen von Ulis Rösti: den Bezug, dass Mr. Grey vermutlich gar nicht Cheffchens Moralkodex entspricht, habe ich nie gezogen.)

Das Problem des werten geflügelten Nackedeis mit dem Bogen ist schon lange, dass er nur noch als Instrumentarium für Liebesgeschichten herhalten muss, statt zu sein, was er ist: der Zufallsfaktor. Das Ungeplante. Der Verursacher, nicht der Löser von Konflikten. Einen solchen verursacht er hier zwar, aber mit Zufall und dem Ungeplanten hat das leider nicht mehr viel gemein, und auch nicht mit Liebe.

Bitte nimm mein Feedback nicht persönlich. Ich fürchte schon, dass ich dir damit auf die Zehen trete, aber es hilft ja weder, nichts zu sagen, noch es in blumige Worte zu verpacken. Meine persönlichen Probleme mit dem Text bleiben meine; allgemeine sind die stilistischen und plotrelevanten. Da sie zum größten Teil ineinander übergeben, hoffe ich, dass dir auch der Rest dabei weiterhelfen kann, der Story einen eindeutigen roten Faden zu verpassen. :)

Liebe Grüße :kaffee2:
Ril
« Letzte Änderung: 27 June 2017, 05:44:46 von Rilyn »

Lilith

  • Gast
Re: Mr. Perfect
« Antwort #5 am: 28 June 2017, 23:12:44 »
Hallo Ayira,

ich gestehe, ich fühle mich dumm, aber: Ich verstehe die Pointe nicht. Nein, das, was ich verstehe, lässt mich ratlos zurück.

Warum das so ist:
Im Grunde steuerst du auf zwei Pointen zu, doch keine wirkt auf mich wie eine tatsächliche Wende oder überraschend oder hintersinnig genug. Denn genau darauf zielen beide Pointen ab - Überraschung und Hintersinn.

Die vermeintlich überraschende Wende ist die, als Amor Tina mit MrChristianGrey verkuppelt. Die vermeintlich hintersinnige, dass wir es mit dem Liebesgott selbst zu tun haben, der vom Herrgott dazu verdonnert wurde, sein Dasein als Kater zu fristen, weil er einen Pfarrer an Fronleichnam abgeschossen hat.
So weit, so gut. Oder?
Leider nicht.

Mein Problem mit Wende Nr. 1 ist, dass ich sie nicht verstehe. Was genau soll daran jetzt schlimm für Tina werden? Gilt für diesen Usernamen Nomen est omen und Tina darf sich im Bett auf unfreiwillige "SM"-Spielchen* gefasst machen?
*Ohne Shades of Grey jemals selbst gelesen zu haben - die Diskussion dazu habe ich ein wenig verfolgt. Demnach sind die Spielchen in SoG eher missbräuchlicher Natur als einvernehmlicher BDSM. Solltest du genau darauf für Tina hinaus wollen, wäre das eine ziemlich bittere und böse Pointe, aber mir dafür noch nicht stark genug.

Lies: Das ist so vage, das haut mich nicht vom Hocker. Gerade weil Amor eigentlich nichts über Tina weiß und mit seinem Fakeprofil für sie gleich noch beweist, wie wenig man über die reale Person hinter dem Foto wissen kann. Weniger als nichts. Man muss vertrauen.
Ehrlich gesagt dachte ich zuerst, es würde direkt auf so eine Pointe hinauslaufen. Amor bewertet die Profile der muskelbepackten Helden am besten, aber der Schein trügt. Etwas ähnliches berührst du tatsächlich mit MrChristianGrey, nur dass es Amors Eindruck ist, der ihn täuscht. Wenn ich das Ende richtig interpretiere.

Und wenn es so gemeint ist, wie ich es mir denke, dann hat es angesichts der Realität einen verdammt bitteren Beigeschmack, denn: das passiert nicht selten. Man schreibt ein bisschen nett hin und her, alles wirkt super, dann steht das erste Treffen an und natürlich geht's ins Bett - oder, schlimmer, man wird ins Bett gedrängt oder zu Praktiken, die einem keinen Spaß mehr machen. Und das ist nicht nur keine schöne, sondern eine verheerende Erfahrung.

Das Problem mit Wende Nr. 2 ist, dass sie wie eine nachgeschobene Erklärung wirkt. Und Wende Nr. 1 aushebelt. Warum? Weil nun mal der Schluss das ist, was am ehesten im Gedächtnis bleibt. Das ist in diesem Fall Amors Fauxpas bei der Predigt.
Nachgeschoben heißt leider auch: belanglos. Damit schwächst du den bisherigen Text, denn alles, was Amor an Überlegungen vor sich herschiebt, kann seine volle Wirkung nicht entfalten, solange ich über seine wahre Natur rätseln muss. Warum hat der Kater menschliche Züge, warum hat Chefe ihn verdonnert, warum will er Tina unter die Haube bringen? Die Frage beantwortest du damit, aber es ist nicht die zentrale Frage, um die sich dein Text dreht. Oder drehen sollte.
Zumindest unterstelle ich ihm das, denn bis jetzt liegt der Fokus der Handlung auf der Kuppelei. Von daher schlage ich vor, dass du diese Fragen zum Dreh- und Angelpunkt erhebst: Wird Amor es schaffen, Tina ein Onlinedate zu verschaffen? Was wird dabei schief gehen?
Wenn dich das nicht befriedigt, frage dich einfach selbst, welches für dich der zentrale Konflikt ist. Oder analysiere die Pointe, auf die du ursprünglich hinaus wolltest - auf welche Frage gibt sie eine Antwort? Das ist deine spannende Frage, jene, welche die Geschichte vorantreibt.
Dass die noch nicht richtig funktioniert, liegt auch daran, dass Tina nicht in die Suche mit einbezogen wird. Selbst wenn Amor jetzt dieses Treffen ausmacht ... Solange Tina nicht mitspielt, hat er ein Problem. Die kann sich immer noch dafür entscheiden, dass das Humbug ist, was ihr Kater ihr aufschwatzen will, oder, wahrscheinlicher, sie bemerkt nicht einmal, was er hinter ihrem Rücken ausgeheckt hat.
Heißt: Amors Vorhaben ist nicht wirklich in Gefahr. das läuft zu glatt. Es gibt nichts, woran er sich stößt oder stoßen könnte. Warum lässt du Tina ihn nicht erwischen? Das sorgt für Konflikt auf beiden Seiten und wirft Fragen auf. Wie reagiert sie auf die Entdeckung, dass ihr Kater mehr als nur ein Kater ist? Wie versucht Amor, sich aus dem Schlamassel zu ziehen? Wie reagiert Tina auf das ausgemachte Date? Verliebt sie sich sofort? Und tappt dabei in eine Falle oder Amors Schläue stellt sich als einzige große Dummheit heraus?
Mach's konkret, dann wird es lebendiger. Das gilt nicht nur für Formulierungen, sondern auch den Spannungsbau.

Ein drittes Problem ist der Plauderton, in dem der Text verfasst ist. Der lässt sich zwar locker lesen, bleibt aber nicht im Gedächtnis haften und nimmt dem eigentlichen Konflikt das Gewicht. Versteh mich nicht falsch: das heißt nicht, dass du deinen Text nicht so schreiben solltest oder dürftest, ganz im Gegenteil! Immerhin lässt es sich leicht runterlesen, aber - und das ist der wichtige Punkt - es muss den Fokus auf das Wichtige lenken. Der eigentliche Konflikt darf nicht untergehen. Das geschieht hier aber. Noch.

Schau dir mal die bisherige Gewichtung bzw. Verteilung von Konflikten an, Absatz für Absatz:
Im Fegefeuer gegrillt zu werden, hätte auch gereicht. Meine Schuld wäre kurz und schmerzvoll zu Asche verbrannt - und ich hätte befreit zu meiner alten Herrlichkeit zurückkehren können.
  Stattdessen hockte ich hier. Auf einer leeren zweiten Betthälfte, in der meines Wissens noch kein männliches Wesen geschlafen hatte. Außer mir. 
Ich verzog mein Gesicht. Es war Samstagnacht – und Tina schlief. Dem leisen Schnarchen nach zu urteilen sogar schon tief und fest. Dabei war es noch nicht einmal zehn Uhr.
  Ich kannte Achtzigjährige, die sich um diese Zeit noch amüsierten. Mit einem Mann natürlich. Ein Lächeln - selbst nur mehr mit ein bis zwei Zähnen - und der Funke sprang über. Was folgte, waren lange Gespräche bis frühmorgens, ein Abendessen, Händchen haltend und mit verliebten Blicken über den Tisch zuwerfend, oder ein Rendezvous zum Tanzen.
  Aber Tina schlief lieber. Allein.
  So wurde das nichts mit der Liebe. Das war ja ein Trauerspiel!
  Ich war ein außerordentliches Talent im Verkuppeln von Paaren gewesen. Genau genommen war ich sogar der Ethan Hunt in puncto Beziehungen gewesen. Wo ein Wille, da ein Weg…
  Bis zu diesem verdammten einen Tag, bei dem sich die unglücklichen Zufälle summiert und eine idyllische Ortsgemeinschaft samt lupenreiner Musterehe zerstört hatten. Ja, ich war daran nicht ganz unschuldig gewesen, aber jeder machte einmal Fehler. Sogar ich. Wichtig war nur, dass man sie wieder ausbügelte.
Amor hat einen Fehler gemacht und will ihn wieder ausbügeln, aber Tina ist ein hoffnungsloser Fall. Was tun?

Zitat
  Also gab es für mich nur einen Weg: Ich musste Chefchen davon überzeugen, dass er doch einen Fehler mit meiner Suspendierung gemacht hatte. Nur als Wohnungskatze mit einer Besitzerin, die lieber schlief als mit den Mädels durch die Bars zu ziehen … vielleicht doch eine Mission impossible.
  Halt, Moment - was rede ich da eigentlich? Bin ich denn schon von Sinnen? Ich bin ein Naturtalent! Unmögliche Situationen erforderten eben nur mehr Kreativität …
  Also überleg mal, Junge. Was kannst du als ordinäre Stubenkatze anstellen, damit Tina in puncto Männer nicht leer ausgeht und du zurück zu deiner Berufung kannst?
  Ich könnte auf einen Baum klettern und einen Kater in goßer Not mimen. Die Feuerwehr (mit sehr großem Männeranteil in der Mannschaft) würde kommen, um mich hilfloses Tier zu retten und mich meiner überaus dankbaren Besitzerin zurückzugeben. Ich würde die Rettung nicht einfach machen. Etwas Dramatik schadete nie. Ich war ein begnadeter Schauspieler.
  Das setzte allerdings voraus, dass ich diese Wohnung - die keine Katzenklappe an der Tür besaß – irgendwie verlassen musste. Danach würde die Suche nach einem Baum folgen. Soweit ich es von meinem Beobachtungsposten am Fenster wusste, befand sich in dieser Straße kein einziger Baum. 
Und eigentlich hatte ich auch Höhenangst …
  Nein, lieber kein Kater im Baum.
  Am besten wäre es, die Wohnung gar nicht verlassen zu müssen. Nur wie bekam ich so die Aufmerksamkeit eines Mannes, hier nach seinem Schneewittchen zu suchen?
Amor überlegt, was er tun könnte. Den Absatz kannst du getrost zusammenstreichen und in weiten Teilen kürzen. Hier passiert keine Veränderung, das ist reine Bestandsaufnahme. Das führt die Situation vor Augen, in der Kater-Amor sich befindet, verliert aber zu viel durch die detailreichen Beschreibungen. Dazu sind sie nicht pointiert genug.

Zitat
  Das Telefon!
  Nein, Moment. Ich konnte ja gar nicht sprechen – nur kläglich maunzen. Wieso musste ich ausgerechnet in einen Katzenkörper gesteckt werden? Waren die Papageien etwa schon anderweitig vergeben gewesen? Ich warf einen mörderischen Blick zur Zimmerdecke hoch. Chefchen hatte es mit seiner Strafe deutlich übertrieben. Meine Lektion hatte ich auch so schon gelernt: Nie wieder Alkohol im Dienst! Wer konnte schließlich schon ahnen, dass meine ausgezeichnete Trefferquote nach ein, zwei Gläschen Prosecco nicht mehr so ausgezeichnet war?
  Aber das würde sich wieder ändern. Mit Pauken und Fanfahren würde ich zurückkehren, wenn ich es sogar als Katze schaffte, zwei Herzen zu verkuppeln.
  Verkuppeln. DAS war die Idee! Onlinedating! Von Zuhause aus bequem nach dem Traumprinzen suchen … Warum war mir das nicht schon früher eingefallen?

Amor überlegt weiter und hat schließlich eine Idee: Onlinedating.
Auch hier gilt: in der Kürze liegt die Würze.
Also weg mit dem Speck.

Zitat
  Ich schoss ins Wohnzimmer hinüber und tappte mit der Pfote auf den ON-Knopf des Laptops. Ich war schon immer ein Genie, daran hatte sich auch als Kater nichts geändert. Ich suchte im Internet nach Online Dating – und da war sie, die perfekte Plattform: Coupidoo – chatten, flirten und vielleicht die große Liebe finden. Genau was ich – oder besser gesagt Tina – brauchte.
Das Profil war schnell erstellt. Auf Tinas Festplatte gab es genug schöne Urlaubsfotos. Und sie sah ja auch gar nicht schlecht aus im Bikini. Man musste nur die Oma wegretuschieren und sie aus dem All-inklusive Betonklotz am Attersee ausschneiden und auf eine abenteuerliche Klippe kopieren. Sie war ein herzensguter Mensch, und mit dem richtigen Mann an ihrer Seite … würde sie ein perfektes, interessantes Leben genießen.
  Tinas Hobbys waren also ab heute Party machen (statt um neun Uhr abends ins Bett gehen), neue Leute kennen lernen (und nicht mit der Verwandtschaft auf Urlaub fahren), in exotische Länder Reisen und das Leben genießen.
Speichern – und fertig.

Amor in Aktion - er bastelt Tina ein Profil. Konflikt? Fehlanzeige. Das läuft alles zu glatt. Das könnte funktionieren, wenn gleich darauf etwas passieren würde, was dem Ganzen eine Wende gibt, doch das geschieht nicht. Es geht so weiter.

Zitat
Ich klickte auf „Spielen“. Ein Foto nach dem anderen erschien, ich muss nur entscheiden, ob mir der Mann darauf gefiel oder nicht. Die Langweiler mit Nerdbrille, komischen Grimassen oder Darkwin Duck Enten in einer Badewanne als Profilbild schieden gleich aus – die echten Männer, die mit gutgebautem Oberkörper, gestylten Haaren und mit frechem Grinsen, kriegten ein Häkchen von mir.
  Und ha – das erste Match! Der Mann hatte eindeutig guten Geschmack, in dem er mich auch geliked hatte – und was las ich da? Er war Pilot.
  Noch ein Matsch. Diesmal keine Berufsangabe, nur ein halbes, dafür aber attraktives Gesicht als einziges Foto. In seinem Profil stand, er wäre ein echter Gentleman und würde eine Frau zum Verwöhnen suchen. Das klang ja super!
Amor sucht Tina einen Mann und hat auch gleich Erfolg.

Zitat
  Der Mauszeiger schwebte schon über dem Chatten-Button, da sprang mich eine Nachricht von einem weiteren Kandidaten an: Hallo, wie geht’s?
  Nicht gerade das einfallsreichste Anschreiben, aber ich schaute mir sein Profil an - und er sah schon verdammt gut aus!
  Sehr sympathisches Gesicht, blaue Augen, verführerisches Lächeln. Ein zweites Foto zeigte einen durchtrainierten Oberkörper. Persönliche Angaben hatte er keine gemacht, aber der Benutzername MrChristianGrey klang höflich, kultiviert und äußerst vielversprechend.
  Eindeutig. Das war er. Mr. Perfect für Tina. Ich hörte schon die Hochzeitsglocken läuten, gefolgt von den Jubelrufen und Glückwünschen, dass ich wieder auf meinen alten Posten zurückkehren konnte. Chefchen würde mir meine Marke retour geben und mir Pfeil und Bogen aushändigen.
  Auf letzteres würde ich aber verzichten. Mein Waffenschein lief ohnehin aus; und wenn ich zukünftig meine Paare online verkuppelte, konnte ich getrost ein- zwei Flaschen Prosecco trinken, ohne aus Versehen den Ortspfarrer bei der Predikt an Fronleichnam mit einem Liebespfeil abzuschießen.
ChristianGrey ist Mr. Perfect und der Kater in Wahrheit Amor, der Liebesgott.

Du siehst, in so vielen Zeilen Text passiert bisher ziemlich wenig. Versuch mal, deine Geschichte in einem Satz auf den Punkt zu bringen und beantworte dabei folgende Fragen:
Wer ist der Protagonist? - Amor.
Wer steht ihm im Weg? - Tina? Chefchen?
Was ist sein Ziel? - Tina verkuppeln.
Was steht ihm im Weg? - Ja, was?

Wichtig dabei: Was sind die Ziele der Widersacher (Tina/Chefchen) und welche Steine liegen Amor aufgrund derer im Weg? Was tun sie oder würden sie tun, um ihn am Erreichen seines Ziels zu hindern? Chefchen hat ihn bereits abgestraft und Tina ist zu passiv.
Da geht aber noch mehr.

Zu guter Letzt noch ein paar Tipp- und Rechtschreibfehler:
Zitat
goßer
großer
Zitat
Fanfahren
Fanfaren
Zitat
DAS war die Idee! Onlinedating!
Einheitliche Formatierung, bitte: Das war die Idee! Onlinedating!
Zitat
ON-Knopf
On-Knopf
Zitat
Online Dating
Auch hier: bitte einheitlich schreiben. So oder so: "Online Dating" ist falsch, es muss entweder Onlinedating oder Online-Dating heißen. Der Duden schlägt "Onlinedating" vor.
Zitat
All-inklusive Betonklotz
All-inclusive-Betonklotz
Zitat
Darkwin Duck Enten
Darkwing-Duck-Enten
Zitat
Matsch
Match
Zitat
Predikt
Predigt

Zu anderen Punkten wie dem Problem, das der Mythologienmix mit sich bringt, und der Charakterisierung Amors haben Uli und Rilyn schon genug gesagt, da setze ich nicht noch eins drauf.

In der Hoffnung, dass es dir weiterhilft,
liebe Grüße,
Lilith

Offline eska

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Re: Mr. Perfect
« Antwort #6 am: 28 June 2017, 23:26:55 »
Hi Ayira!
Nach der Mühe, die sich meine Vorredner gemacht haben, hier nur ein kurzes Statement zur Ergänzung, keine Röstung.

Also: Ich fand den Text beim Lesen amüsant und die Sprech- bzw. Denkweise des Katers/Amors zweiter Klasse durchaus passend, anders als Rilyn, ich hab aber nicht alles nochmal überprüft.

Aber: Er ist nicht im Geringsten fertig, und auch keine Kurzgeschichte, eher ein Anfang einer Erzählung oder eines Kurzromans oder so, in der es um Tina und diverse Männer geht, die ihr Kater ihr ranschafft, und an denen sie hoffentlich klarstellt, was sie alles nicht will und was vielleicht doch. Dabei könnte der naiv-arrogante (ja, Uli hat recht, aber das passt durchaus, sofern du ihn nicht als Sympathieträger haben willst) ein bisschen was lernen über Menschen und Gefühle und tragfähige Beziehungen und Oberflächlichkeit. Und damit vielleicht auch was über seinen Job.
Ob das eine mit der griechischen Mythologie vereinbare moderne Version eines niederen Amor (mit Chef, das kann aber nur der große Amor sein, dem nicht mal Zeus gebietet) sein kann, will ich ohne Recherche nicht entscheiden. Dass die Liebespfeile aber häufig Chaos stiften (durchaus auch absichtlich) ist belegt, das wäre also stimmig. Die Vermischung mit dem christlichen System (Fegefeuer) stimmt aber nicht. (Übrigens ist auch darin Fegefeuer keine kurze, heiße Strafe, die einen 'zu der alten Herrlichkeit zurückkehren' lässt, sondern eine jahrhundertelange Buße, die einen sozusagen immer wieder auf die individuellen Sünden oder Schwächen zurückwirft. Die theologische Erfindung des Fegefeuers diente zur 'nachträglichen' Rettung derer, die laut Lehrmeinung unrettbar verloren waren und ewigen Qualen ausgesetzt waren, war also eine Form von Gnade.)
Wieso ein Leben auf Zeit als Kater jetzt eine schlimmere Strafe sein soll, erschließt sich mir nicht. Den meisten Hauskatzen geht es ziemlich gut.Und was genau vermisst denn dein verkrachter Liebesgott: die Macht, mit den Menschen zu spielen ganz nach Laune? Die hatte er als Befehlsempfänger doch ohnehin nicht. Das Schießen als solches? Dafür hat das Leben als Katze aber einiges an körperlichem Ausgleich zu bieten: zielgenau springen, klettern, jagen, Beute machen, sich streicheln lassen, wohlig schnurren... Katzen sind Genießer, nicht frustrierte amputierte höhere Wesen.  Oder nur die Freiheit - dafür reicht dann eine Katzenklappe oder Vergleichbares, und davon können schreiende Kater einen ganz schnell überzeugen!

Für heute bin ich müde. Guts Nächtle!

eska
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Offline Ayira

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Re: Mr. Perfect
« Antwort #7 am: 29 June 2017, 09:22:23 »
Okay, danke ihr lieben für die Kritik. Wie gesagt, Kurzgeschichten sind nicht meins, ich treff einfach die Pointe nicht  :cheese:
Aber ich lass es mir durch den Kopf gehen, vielleicht entwickelt sich noch etwas daraus. =)
  • Ich schreibe gerade: Neseret - Atem des Feuergottes

Offline Zitatus

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Re: Mr. Perfect
« Antwort #8 am: 30 June 2017, 06:59:19 »
Leider habe ich  kaum Zeit für eine Detailröstung. Trotzdem ein Kurzfeedback:

Ich würde nicht sagen, dass Dir KGs nicht liegen. Die Pointe ist allerdings nur für Kenner von Fifty Shades of Grey (Ich kenne weder Film noch Buch und hoffe, dass ich richtig liege.). Es ist also ein Insider-Gag und das grenzt das Publikum ein.

Füllwörter und so stören mich in dem Text nicht, weil der Text ja aus der Ich-Perspektive erzählt wird. Arrogante Persönlichkeiten wie es griech. Götter sind, dürfen so sprechen ...

Die Erzählstruktur ... Hm. Ich denke, dass da noch ein Problem liegt. Aus Sicht des Lesers. Man kommt in den Text und weiß: Da wird eine Pointe kommen. Es ist ja eine KG und die spielt (hoffentlich) mit der Erwartungshaltung des Lesers. Der Fokus wird zunächst auf die Verfehlung des Protagonisten gelenkt.  Der Leser fragt sich: Was ist die Verfehlung gewesen?
Aber ebenso fragt sich der Leser: Was ist Ich für eine Person? Ist er ein Mensch?
Was wird er anstellen um die Frau zu verkuppeln?
Diese Fragen werden aber nicht als Pointe beantwortet. Sie werden beiläufig im Verlaufe des Textes aufgelöst und stehlen sich gegenseitig die Show.

Die Antwort auf die Fragen des Lesers - die Pointe - ist dann, dass wir die Story zu 50 Shades of Grey initiieren. - 
Das ist eine Antwort zu der keine Erwartungshaltung, keine Frage existiert.

Soweit mein Senf dazu. Ich hoffe, ich habe mich halbwegs verständlich ausgedrückt.
Bleib am Ball! Die Story kann funktionieren.
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