Autor Thema: David Wagner: Vier Äpfel  (Gelesen 16761 mal)

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Viskey

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Re: David Wagner: Vier Äpfel
« Antwort #20 am: 07 November 2013, 21:44:50 »
Dann moralapostle ich mal mit ... :devgrin:

Experimentelle Literatur? - Fein. Aber nach meiner Meinung ist dieses Obstbuch nicht experimentell. Und bevor hier wieder gemeckert wird: Ich habe mir im Internet eine Leseprobe gesucht und gelesen. Naja, ich hab zumindest damit angefangen. Bis "Szene" 3 bin ich gekommen, dann wurd's mir zu nervenaufreibend. Also zu langweilig. Der Eindruck hat sich beim Überfliegen der restlichen Seiten leider nicht geändert. Egal, welche Stelle ich wählte, nach spätestens zwei Sätzen drohten mir die Augen zuzufallen.

Was dieser Text - zumindest für mich - ist, ist grammatikalisch korrekte Langweile. Aber immerhin, grammatikalisch korrekt. Das ist ja schon mal etwas, und kriegt man nicht in jedem Buch geboten. Korrekte Orthographie übrigens auch nicht. Gibt's bei den Äpfeln aber. Na, ist doch schon mal ein Anfang...

Aber um auf die Experimentalität zurückzukommen: Für mich hat dieses Buch nichts mit Experimentieren zu tun. (Fußnoten in Belletristik hat's vor dem hier auch schon gegeben.) Für mich liest sich das alles, als hätte da einer nachgedacht und wäre zu dem Ergebnis gekommen: Literatur ist etwas, das keiner versteht, oder zumindest keiner mit Genuss liest. (Am besten vermutlich beides zugleich.)

Mit dieser Erkenntnis ist er (sie?) dann drangegangen und hat einen Monolog über Äpfel in Plastiksackerln verfasst. Und Fischstäbchen, ja. Später kommen dann auch noch Fischstäbchen dazu.

Mann. Experimentelle Literatur von höchster Güte. :voodoo:

Offline nus

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Re: David Wagner: Vier Äpfel
« Antwort #21 am: 08 November 2013, 11:50:11 »
Über die Frage, wann jemand sich als gebildet bezeichnen kann und wann nicht, kann man lange und ausgiebig streiten. Aber ein Satz aus Deinem zweiten Posting hat mich stutzig gemacht, Mintaka:

Ich musste allerdings schon geschickt lavieren, dass meine Unkenntnis nicht so auffiel.
Warum, zum Teufel, kann man nicht einfach zugeben, dass man etwas nicht weiß oder kennt oder versteht? Was, bitte, ist dabei?
Ich halte mich selbst nicht für sonderlich gebildet. Ich habe tagtäglich mit Leuten zu tun, die sich auf den verschiedensten Gebieten tausendmal besser auskennen als ich - beruflich genauso wie privat. Aber gerade das macht doch den Austausch mit Anderen interessant: Wenn man sich traut zuzugeben, dass man von einer Sache keine Ahnung hat (ein bestimmtes Buch nicht gelesen hat, einen bestimmten Künstler nicht kennt oder was weiß ich) dann ...
... wird sich der Andere mit Sicherheit freuen, etwas darüber erzählen zu können.
... hat man gleich einen interessanten Gesprächsstoff.
... kann man ganz nebenher den eigenen Horizont erweitern.
... erspart man sich eine Menge Stress (weil man sich dann ja nicht krampfhaft verstellen muss).
Genau so haben es ja offenbar auch Deine Schreib-Damen und -Herren gemacht, als sie zugaben, dass sie sich nicht mit Blogs oder iPads auskennen.

Oldlady

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Re: David Wagner: Vier Äpfel
« Antwort #22 am: 08 November 2013, 12:01:44 »
Vier Äpfel – da muss ich schon wieder meinen Senf dazugeben.

Ich habe nämlich die durch Viskey vermittelte Leseprobe (an!) gelesen.
Es war mir physisch unmöglich, mehr als vier Sätze hintereinander zu lesen.  :blargh:

Wenn man mich mit vorgehaltener Pistole zwingen würde, mehr zu lesen, würde ich einschlafen.

Oldlady

Offline Quisille

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Re: David Wagner: Vier Äpfel
« Antwort #23 am: 08 November 2013, 12:39:13 »
Ich lese eigentlich fast nur Fantasy, SF, mal eine Donna Leon, weil sie bei uns rumliegt.
Nun bin ich am Wochenende diesem Buch begegnet:
[...]
Ich würde mir das nie auf den Nachttisch legen [...]. Bin ich etwa ungebildet, wenn ich sowas nicht lese (und auch anderes Zeitgenössisches nicht)  :naegelkau:

An dem Schreibkurs-Wochenende wurde etliche Bücher erwähnt, die (alle?) anderen kannten, nur ich nicht.

Man stehe jederzeit zu seiner Lektüre. Alles andere wäre unreif. Stolz sein kann man allerdings nur auf eine Leistung. Etwas nicht zu lesen, ist keine Leistung. Ich lese gerne Fantasy und mag prinzipiell SF (Donna Leon musste ich googeln). Aber wenigstens gelegentlich unternehme ich Ausflüge in andere Genres oder nasche ein Stückchen Hochliteratur, auch zeitgenössische. Dabei kann und soll man ja auswählen, was einem liegt. Als angehender Autor sollte man breit gestreut lesen, sonst findet man schlecht sein Zuhause.

Ein Ausharren in der dörflichen Abgeschiedenheit einmal gefasster Vorlieben hingegen könnte man durchaus als Unbildung bezeichnen.
  • Ich schreibe gerade: Schandgreif (Band 1, Überarbeitung)

Alcyone

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Re: David Wagner: Vier Äpfel
« Antwort #24 am: 11 November 2013, 18:28:31 »
Zitat
Warum, zum Teufel, kann man nicht einfach zugeben, dass man etwas nicht weiß oder kennt oder versteht? Was, bitte, ist dabei?

Nus, das kommt darauf an, wo du bist, in welchem Kreis von Leuten. Was du nicht kennst. Ich habe keinerlei Probelm damit zuzugeben, dass ich keine Ahnung von Sport, von Filmen, von Wasauchimmer habe. Wenn ich aber auf einem Schreib-Seminar bin - und keine 20 mehr um Unwissenheit auf diesem Gebiet, das mich interessiert mit meiner Jugend zu entschuldigen - dann möchte ich den Eindruck, den die Leute von mir bekommen, nicht durch umfassende Unkenntnis von Literatur außerhalb von SF und Fantasy bestimmen lassen. Dass Leute über 40 oder älter noch kein iPad gesehen haben (einen Reader aber schon) kannst du nicht damit vergleichen.

@Quisille
Zitat
Ein Ausharren in der dörflichen Abgeschiedenheit einmal gefasster Vorlieben hingegen könnte man durchaus als Unbildung bezeichnen.
   :whee:

Wie wahr!

Oh, ich probiere es immer wieder mal, jetzt lese ich gerade tschick und bin schon zur Hälfte durch.  :cheese:  Und finde es ganz interessant! Allerdings habe ich es schon ein Jahr, mit in den Urlaub genommen und ungelesen wieder heimgebracht. Großes Lob im Seminar haben es mich wieder in die Hand nehmen lassen. Über anderen, auch klassischen Büchern bin ich aber einfach abgestorben, dann blätter ich vorwärts, lese den Schluß und das war's :(


Rilyn

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Re: David Wagner: Vier Äpfel
« Antwort #25 am: 12 November 2013, 15:11:45 »
Ohwei, Unkenntnis der aktuellen Literatur abseits von Phantastik und sehr spezieller Auswahl an Historischem trägt mir immer wieder Blicke ein wie "ist die vom Mars?" Und wenn ich dann sage, dass mich Limit schlimmer genervt und gelangweilt hat als der ähnlich lange Herr der Ringe, den ich schon tödlich fand, dann bin ich sowieso untendurch. In einem Schreibseminar wäre Ehrlichkeit schlicht tödlich; weniger für mich als für den armen Hund, der die allgemeine Aufmerksamkeit wieder von der gedanklichen Steinigung des Nerds aufs Thema zerren darf. :cheese:
Gegenüber Leuten, die jeden Phantastikleser sofort in die Eskapismusschublade stecken, stehe ich nur dann zu meinem Bücherregal, wenn es zur Sprache kommt, wenn ich diesen Leuten nicht jederzeit den Rücken kehren kann. (Dann macht es Spaß, den Eskapismusspieß rumzudrehen.)

Ab und an lese ich auch mal anderes. Aber es soll sich bitte Mühe geben, interessant zu sein, nicht Supermarktdetails, die ich schon hasse, wenn sie nicht auf Papier gebannt wurden. Die Vier Äpfel zu lesen ist mir unmöglich, weil das Buch abgesehen von sauberer Sprache alles vor mir ausbreitet, das ich an einer Geschichte nicht mag - Langeweile, Fußnoten, Alltag, Fußnoten, uninteressantes Zeug, Fußnoten ... habe ich Fußnoten schon erwähnt?

Eben wollte ich mich mit der Leseprobe von unliebsamer Arbeit ablenken (nein, keine Coverillus) und fand mich ganz schnell bei der unliebsamen Arbeit wieder. :watchout:
Soviel dazu.

Offline Ayeelah

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Re: David Wagner: Vier Äpfel
« Antwort #26 am: 12 November 2013, 21:01:26 »
Aber hey - das kann man doch als Motivator nehmen, unliebsame Aufgaben besser wertschätzen zu können!!! :weihnacht01:
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