Ich biete "Twilight" (den ersten Band) und "Feuchtgebiete" und erhöhe um "Shades of Grey". Und ja, ich weiß, dass mich das jetzt irgendwie diskreditiert.
Die hast du alle gelesen? Man, bist du gebildet.
Aus rein wissenschaftlichem Interesse, versteht sich.
Und weil tausend Fliegen sich ja bekanntlich nicht irren können.
Du musst im Restaurant ja auch nicht alles auf der Karte mindestens probiert haben, um einschätzen zu können, was deinem Geschmack entspricht oder nicht.
Wer sich deswegen allerdings immer wieder das gleiche bestellt, verpasst was. (Sage ich, der sich im Ausland zu neunzig Prozent von Steaks und Burgern ernährt.)
Nein, ganz im Ernst (und um die Diskussion nicht ins Nirvana zu treiben):
Die letzten paar Posts hab ich im Moralapostel-Modus geschrieben, das ist mir schon klar. Ich wollte damit aber nicht die Diskussion über zeitgenössische Literatur zum Erliegen bringen. Ich finde das Thema selbst interessant.
In Deutschland ist die Trennlinie zwischen Unterhaltungsromanen und 'echter Literatur' sehr stark ausgeprägt. Dadurch entwickelt sich eine Art Elite, ein fester Kreis aus Kritikern und Autoren, die definieren, wer dazugehört und wer nicht, und welche Bücher man unbedingt gelesen haben sollte.
Genre-Literatur, und sei sie noch so anspruchsvoll geschrieben, hat in dieser Sphäre normalerweise keinen Platz.
Das klingt jetzt erstmal ziemlich übel. Besonders dann, wenn man bedenkt, dass die meisten zeitgenössischen literarischen Werke von der Masse gar nicht gelesen werden. (Und Romane wie "Vier Äpfel" nicht zu kennen ist nun wirklich kein Beinbruch.)
Ich glaube trotzdem, dass wir eine gewisse literarische Elite brauchen, selbst dann, wenn sie nur aus snobistischen Arschlöchern besteht.
Wenn ich mir anschaue, wo der Trend im Buchmarkt hingeht, wenn ich auf Amazon Rezensionen lese oder einen Blick auf die Bestseller-Listen werfe, wenn ich sehe, dass die Shades-of-Grey-Reihe in Buchhandlungen auf einem eigenes reservierten Tisch ausgelegt wird, ja, dann bin ich ganz froh, dass es immer noch Leute gibt, die ernsthafte Literatur schreiben, kritisieren und bewerben. Die sich an experimentellen Texten versuchen, an neuen Formaten, an ungewöhnlichen Themen. Die sich Mühe geben, die Schreiberei weiterzuentwickeln, auf eine neue Stufe zu treiben. Die Bücher schreiben über Leute, die nichts weiter machen als durch einen Supermarkt zu irren. Die wissen, dass sich sowas nicht an die Massen verkaufen lässt, und die es trotzdem tun. Und dass es immer noch Leute gibt, die sowas gut finden, kritisieren, die Preise dafür verleihen und die solchen Romanen eine Plattform schaffen.
Wahrscheinlich habe ich deswegen ein wenig allergisch auf die halbherzigen Verrisse hier im Forum reagiert. Ich finde den aktuellen Trend im Buchmarkt bedenklich. Zeitung sparen ihre Literatur-Kritiker ein, durch e-books kann jeder Honk schlecht geschriebene 99-Cent-Romane veröffentlichen, die dann auch noch (kost ja fast nix) von 100.000 Leuten runtergeladen werden, solange der Klappentext halbwegs spannend klingt. Verlage hingegen müssen ihr Programm zusammenstreichen.
Romane, die auf den ersten Blick langweilig klingen, haben unter solchen Bedingungen keine hohe Lebenserwartung. Und das will mir einfach nicht gefallen.
Gottverdammt, ich predige wieder. Bin schon weg.