Autor Thema: Buchdiskussion: Der Name des Windes (Patrick Rothfuss)  (Gelesen 26304 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Rilyn

  • Gast
Re:Buchdiskussion: Der Name des Windes (Patrick Rothfuss)
« Antwort #40 am: 19 June 2012, 15:01:08 »
@Trippelschritt: da war mir das Genre egal. ;D Der Titel erinnert trotzdem daran, egal, wie passend er am Ende ist. Er ist gut, aber er weckt unter Umständen eine Erwartungshaltung, die vermutlich nicht mal Eco selbst mit einem anderen Roman erfüllen könnte. Und da Kvothe in Name of the Wind zu größtenteils belanglosem, halbgarem Philosophieblah neigt, verkehrt sich die Wirkung ins Gegenteil.

Momentan lese ich Wise Man's Fear und bin im positiven Sinne entsetzt: zwischen diesen beiden Büchern liegen beinahe Welten. Beinahe nur deshalb, weil einige der Probleme, die ich mit dem ersten Buch hatte, immernoch im zweiten drin sind, obwohl es sonst viel glaubhafter und spannender ist.

Was mich nach wie vor nervt ist die Tatsache, dass mir Kvothe jeden kleinen Sch***, der ihm auffällt, zwei- bis dreimal auf hundert Seiten erklärt (ist gut, Junge, ich weiß, dass ein Zimmer zu groß sein kann, und ich wusste es auch, bevor du es mir vorgebetet hast :grump:). Selbst, wenn das eine Eigenheit des Charakters wäre, macht es ihn immernoch unglaubwürdig: Chronicler und Bast müssten ihm spätestens bei der zweiten Erwähnung aufs Dach steigen. Vor allem aber frage ich mich, weshalb Chronicler weiterhin die Geschichte dieses egozentrischen Klugscheißers aufschreibt, der ständig mit seinem Schaustellerwissen prahlt, aber offenbar nicht imstande ist, eine Geschichte ohne Tonnen von unnötigem Ballast zu erzählen. Peinlich.
Ein weiteres Manko ist Kvothes ständige Geldnot, die er oft genug selbst verursacht. Jedes einzelne Mal flennt er auch erwartungsgemäß wegen seiner Probleme herum, die jedesmal dieselben sind, und die er (fast) jedesmal löst, indem er etwas unglaublich Dummes tut und dann Glück hat. Irgendwann reicht es.
Das größte Problem aber hätte der Autor selbst bemerken müssen: es ist (fast) unmöglich, die Geschichte in der Zeit, in der sie angeblich erzählt und geschrieben wurde, zu lesen.

Kein Problem für mich, aber womöglich nicht die ursprüngliche Intention: statt mit Kvothe mitzufiebern warte ich manchmal nur darauf, dass er in das nächste riesengroße Fettnäpfchen tritt, was ihm ja immer häufiger passiert. :cheese:

Trotzdem ist das Buch wesentlich stimmungsvoller und interessanter zu lesen als das erste, obwohl sich Rothfuss sehr offensichtlich um die wirklich spannenden Szenen herumlaviert: die Gerichtsverhandlung und die Überfahrt samt Piraten und Schiffbruch werden beide narrativ und in aller Kürze abgehandelt. In aller Kürze ist ja okay, aber szenisch wäre nett gewesen. Wenn schon das Geldnotgeplärre wichtig ist, dann bitte auch das. Schließlich geht es um eine Geschichte. :heilig:
« Letzte Änderung: 19 June 2012, 15:02:35 von Rilyn »