Hallo ihr!
Ich bin zwar erst auf Seite 224, aber ich muss trotzdem
dringend ein paar Anmerkungen loswerden. Bisher fand ich das Buch kurzweilig, aber nicht wirklich sensationell. Ich mag Rahmenhandlungen, aber diese ist doch ziemlich einfallslos. Ich mag Helden, aber dieser kann mich (noch?) nicht überzeugen. Im Gegenteil, als er zu Beginn beim Holzholen losheult, fand ich ihn ziemlich peinlich. Ich mag seinen Schüler/Gefährten, wie auch immer, in der Rahmenhandlung deutlich lieber.

Dann hat das Buch ein paar grundsätzliche Schwächen, die nicht hätten sein müssen. Wenn ich Anna heiße und nicht möchte, dass man mich findet und erkennt, nenne ich mich
nicht Anne und arbeite in einer Kneipe... Sprich: es ist mir schleierhaft, warum Kvote sich "Kote" nennt, wenn er unerkannt bleiben will und warum er ausgerechnet in einem Gasthaus arbeitet, wo doch klar ist, dass reisende Händler genau dort halt machen. Und wir alle wissen, dass Händler viel rumkommen und viel erzählen.
Dann mag ich den seltsamen Sprach-Mischmasch nicht. Es gibt jede Menge Eigennamen für Städte und Gegenden, auch für Figuren. Trotzdem fallen dann immer wieder Begriffe, die wir aus "unserer" Welt kennen, "Commonwealth" zum Beispiel. Was mich auch irritiert hat, ist, dass die ganze Zeit von "Kirchen" die Rede ist. Kirchen sind nun mal die Dinger mit den Kreuzen und somit christlich. Üblicherweise werden nichtchristliche Gotteshäuser
Tempel genannt.
Und damit wären wir auch schon bei meinem Hauptkritikpunkt: Das Buch hat offensichtlich eine
Botschaft.

Und ganz ehrlich, ich ertrage es einfach nicht mehr, wenn christliche Heilslehre, in welcher Form auch immer, in Fantasyliteratur "eingeklebt" wird. Es ist mir egal, ob es mormonische Keuschheitsgelübde à la Stephenie Meyer sind, oder das Neue Testament nach Rothfuss, verdammt noch mal, könnt ihr euch nix eigenes ausdenken?! Es wird nicht besser, wenn Maria jetzt "Perial" heißt, man "Thelu" anruft statt Jehowa, sein Sohn nicht Jesus heißt sondern "Menda" und den Teufel besiegt, der hier "Encanis" heißt.
Bitte, das ist so
billig!!!

Insgesamt muss ich sagen, dass mich die Welt, die Rothfuss da erschaffen hat, eher kalt lässt. Bisher hat mir nur der Teil mit der Schauspieltruppe gefallen, was eindeutig an der Truppe lag und
nicht an der Welt oder am Protagonisten. Die Mythologie, die da immer im Hintergrund läuft, finde ich extrem oberflächlich, wie nachträglich angeklebt. Weshalb ich mich auch frage, wie Dennis Scheck zu dem Vergleich mit
Der Herr der Ringe kommt.
Ich habe den Eindruck, dieser zweite Teil des Romans dient nur dazu zu zeigen, wie großartig Kvote ist, dass er es schafft, sich wieder aus diesem Elend zu befreien. Bisher hat mich das alles ziemlich kalt gelassen. Ich kann nicht verstehen, warum Kvote sich nicht das Erlernte zunutze macht. Sei es die Schauspielerei, sei es, was er von Abenthy gelernt hat.
Im Allgemeinen finde ich, dass ihm die Nebenfiguren viel besser gelungen sind... Nicht nur Bast, sondern eben auch Abenthy, Kvotes Eltern und die anderen der Schauspielertruppe.
Das, was mich störte, war [...] die zum Teil aufgezwungenen emotionalen Szenen, die ich als solche nicht nachempfinden konnte (Tod seiner Eltern, die Reaktion von Kvothes Freund darauf in der Gegenwart z.B.; weiß aber noch nicht, wieso ich an diesen Stellne nichts nachempfinden konnte ... vielleicht zu viel beschrieben? Vielleicht empfand ich die Erfahrung mit dem Tod auch zu sehr als Rechtfertigung dessen, was noch kommen mag ... also, dass der Tod der Eltern als Weiterentwicklung des Plots als solches Mittel zu sehr im Vordergrund stand ?
Ich fand das auch nicht glaubwürdig, ich konnte dem Protagonisten die Trauer nicht so ganz abnehmen. Ich habe das Buch ja noch nicht fertig gelesen, aber bisher habe ich auch noch nicht erkannt, warum die Familie sterben musste. Bisher ist der einzige Grund, dass Kvote somit von ganz unten zum Helden mutiert und das ist doch etwas wenig...
Ich bin noch nicht sicher, ob ich das Buch auch wirklich weiterlese.
