Autor Thema: "Der Rund ums Rösten"-Thread  (Gelesen 20183 mal)

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Offline FF

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #20 am: 30 November 2010, 14:33:07 »
Im RL ist mir Mittelmäßigkeit am liebsten  :)

Im RL vielleicht, aber beim Schreiben genügt mir das nicht.
« Letzte Änderung: 30 November 2010, 14:33:33 von FF »
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Roseend

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #21 am: 30 November 2010, 14:54:50 »
Trippelschritt,

Zitat
Was mache ich mit einem Text, bei dem ich kaum etwas finde, das vielversprechend ist und ich nur niedermachen könnte. Genaud eshalb sage ich zu solchen Texten nichts.
Aber vielleicht ist die Lösung auch ganz einfach. Ich röste noch nicht gut genug und muss genau an dieser Stelle üben.

Ich kann dir sagen was ich mache. ;)

Ich schreibe einfach nichts dazu, sondern sehe mir die Röstungen der Anderen an. Wie fallen sie aus, lag ich richtig mit meiner Annahme, oder habe ich mich gar getäuscht und den Text nur völlig falsch verstanden?
Das Selbe gilt für Texte, die mir zu hoch sind oder mir nicht liegen, was nicht gleichbedeutend mit einem schlechten Text ist.
Auch hier kann man die Chance, seinen Blickwinkel und seine Sinne zu scharfen, wahrnehmen.

Ich röste meiner persönlichen Meinung nach auch nicht sonderlich gut, teilweise stümperhaft gegenüber anderen Röstungen. Doch ich stehe dort wo ich gerade bin und wenn es auf einer Din. 4 Seite Röstung auch nur einen Punkt gibt, denn ich getroffen habe und der dem Verfasser helfen kann, dann ist es die Arbeit wert.


( Mein persönliches Empfinden)

Was mittelmäßige Texte angeht;  
Zitat
Es gibt (leider viel zu viele) Texte, die haben keine Stärken. Mittelmaß ist keine Stärke. Sorry, so ist das Leben

Diesen Punkt empfinde ich wie einen Faustschlag in die Magengrube derer, die sich weiterentwickeln möchten  :grump:

Mittelmaß ist nicht gleich schlecht, sondern einfach noch nicht wirklich gut. Ansätze sind vorhanden und müssen noch ausagebaut werden. Fangen nicht die meisten mit dem Mittelmaß an und lernen durch die Arbeit am Text und der Erfahrung dazu?

Wer kann schon von sich behaupten, dass er absolut brillante Texte schreibt? Wer das kann, braucht kein FF und wäre hier fehl am Platz. Es gibt hier wirklich tolle Schreiber, mit richtig guten Texten von denen ich begeistert bin. Gäbe es allerdings nur solche, würde ich das Schreiben wegen Mutlosigkeit wohl an den Nagel hängen.
Jeder macht eine ganz eigene Entwicklung durch, und die braucht nicht nur Zeit sondern bringt immer mal auch richtige Patzer zum Vorschein, und hier möchte man ansetzen. Was mache ich falsch, wo nicht stimmig und vor allem wie kann ich es ändern? Man kann nur an seinem Text arbeiten und ihn verbessern, wenn man weiß woran es liegt.
Kritik möchte jeder hören/lesen, sonst würde man seine Texte nicht einstellen. Kritik ist hart, damit rechnet man, womit man nicht rechnet und auch nicht rechnen sollte, ist ein persönlicher Angriff unter die Gürtellinie. Denn auch wenn man sich nicht persönlich gegenüber sitzt, sollte man jeden mit Respekt behandeln und nicht auf ihn herabsehen nur weil man glaubt, man kann es besser. Denn die Frage ist doch, wo steht jeder einzelne in einigen Jahren, wer ist dann der Bessere?  Wer darf von sich behaupten, genau zu wissen, welcher Text wirklich schlecht ist ?
Oder ist es nicht oft auch eine Frage des Geschmacks, wie ein Text aufgenommen wird?
Jeder der hier ist (denke ich mal  ;) ) gibt sich nicht mit dem Mittelmaß zufrieden, sonst wäre das FF sehr einsam (was es zum Glück nicht ist) ;)


 

« Letzte Änderung: 30 November 2010, 15:00:04 von Rose »

anabanana

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #22 am: 30 November 2010, 14:56:05 »
Hm, es geht doch ums Weiterentwickeln, oder nicht?
Unabhängig davon, welches Niveau die Schreibe schon hat, gibt es immer Raum für Verbesserungen und wenn man nicht nach Weiterentwicklung strebt und zufrieden auf seinem Niveau stagniert, dann ... ist das etwas, was ich nicht verstehe.
Für schreiberischen Fortschritt braucht man konstruktive Vorschläge, wie dieser zu erreichen ist und über fehlende konstruktive Vorschläge kann ich mich hier im FF nun wirklich nicht beschweren.

Auch als Röster wäre es ein Fortschritt sein eigenes Ego hinter sich zu lassen und stattdessen dem Text zu helfen. Es wirkt natürlich auf den ersten Blick cooler, spielt man den Ranicki und kritisiert pointiert drauflos, auf den zweiten Blick allerdings...  ::)
Das andere Extrem, auf die Knie fallen im Angesicht bestimmter Texte bestimmter RösterMitglieder, hilft auch keinem wirklich weiter.
« Letzte Änderung: 30 November 2010, 14:59:20 von anabanana »

Godmother

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #23 am: 30 November 2010, 15:40:13 »
Die bisherige Diskussion bringt mich mal wieder zu der Frage, was "Mittelmaß" überhaupt ist - das hängt mMn ja wohl immer vom Vergleichsfall ab. Ich wäre wahrscheinlich eine glückliche mittelmäßige Bestsellerautorin  :cheese:.

Aber im Ernst: Wer legt fest, was Mittelmaß beim Schreiben ist?
Meinen wir Mittelmaß unter allen Fantasy-Röststücken oder im gesamten Federfeuer-Kosmos?
Beurteilen wir das bei "fertigen" Autoren ausgehend von Verkaufszahlen, Amazon-Bewertungen oder der Meinung irgendeines Literaturpapstes - oder "nur" unserer ureigenen ganz subjektiven Auffassung?

Mittelmaß heißt für mich: nicht supergut - aber auch nicht schlecht. Es fehlen vielleicht Highlights - oder sie sind da und werden von den Schwächen wieder "wettgemacht". So gesehen sagt der Begriff Mittelmaß mMn gar nichts - und ist erst recht nicht hilfreich für eine Bewertung à la "Das war ein mittelmäßiger Text".


Filius

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #24 am: 30 November 2010, 15:45:55 »
... wie ihr es dreht und wendet, bleibt auch vieles eine Geschmackssache.

Wolfsrufer

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #25 am: 30 November 2010, 16:14:21 »
Weshalb die Textbezogene Begründung auch so wichtig ist, denn sich unabhängig vom Geschmack über das Handwerk zu verständigen ist eine der Brücken zwischen sehr unterschiedlichen Schreibern, mit unterschiedlichen Ansprüchen.
Aus dem Weil ... zieht man Erkenntnisse, ob man sie nun für den Text verwendet oder nicht. Das weil ... macht es doch interessant auch andere Röstungen zu lesen und sich mit ihnen zu beschäftigen, wenn man weder Autor noch Röster ist.
Geschmack ist eine Annäherung an die Frage nach der Zielgruppe, die man wohl bedient und welche nicht. Dazu muss man aber auch zeigen können, wie der eigene Geschmack funktioniert. also, was lässt welche Gefühle im Text anspringen und ist das vom Autor so gewollt, lässt sich das über viele Leser beobachten. Wie sind da die Anteile von Text und Leserbeteiligung? Wenn ich Kindertexte nicht leiden kann, ist mein Unwillen gegen diese Art Texte nun völlig unangebracht sie darzustellen, verschwendete Zeit für den Autor und den Röster. Wenn der Text alles hat, was mich an Kindertexten aufregt ist das vielleicht sogar ein Beweis für die Güte des Textes und abgesehen davon, kann ich immer noch einen Logikfehler melden, so ich einen entdecke. Kommafehler, Formatierungstipps oder eben Beisteuern, das Pipi Kurzstrumpf, doch eher parodistisch wirkt, was im Text aber nicht eingelöst wird, weil ...
Aber natürlich spielt Geschmack eine Rolle, wo wir Leseerfahrung gesammelt haben, wo bei uns dann die Begeisterung oder eben die Abscheu jenseits des reinen Textes verborgen liegt. Was dann sowohl extreme Verrisse als auch Kniefälle erklärt, vor denen andere dann Recht ratlos rumstehen und sich fragen: Was ist denn da los? Da ist dann der Geschmack los  :devgrin:

Benedek Reloaded

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #26 am: 30 November 2010, 16:27:15 »
Ui,

da habe ich ja was ausgelöst mit meinem Satz "es gibt Texte, die haben keine Stärken".

Und ich bleibe dabei: es hat nichts mit Geschmack oder bevorzugtem Genre oder Hybris oder sonst was zu tun, sondern mit objektiven Kriterien, wenn ich behaupte, dass es Texte gibt, die sind einfach von der Grundidee über die Ausführung (Aufbau, Sprache, Figuren) bis zur Rechtschreibung so misslungen, dass es keinen Sinn macht, nach den positiven Punkten zu suchen. Das ist Krampf, der Angst vor klaren Worten hat. Jeder Text ist ein Versuch mit offenem Ende in alle Richtungen. Und das inkludiert eben auch die Möglichkeit des "Totaler Holzweg, ab in die Tonne, zurück an den Start"-Ergebnisses. Dann ist das auch der beste Rat, dem man dem/der AutorIn geben kann, inklusive der Begründung, warum das Zeug nicht funktioniert. Das tröstliche an dieser Erkenntnis ist: wenn einem ein- oder zweimal so ein Apfel-A-Text*) auskommt, heisst das noch lange nicht, dass man es nicht kann oder nie können wird. Shit happens, auch wirklich guten Leuten. Und die stehen dann auch dazu, dass dieses oder jenes Werk von A bis Z beschissen war. So ein Verdikt hindert niemanden daran, es beim nächsten Anlauf besser zu machen.

LG BR

edit Erklärung *) Apfel-A bedeutet im Journalismus, der hardwaremäßig zumeist in der Apple-Welt zu Hause ist, das Markieren eines fertigen, aber unbrauchbaren Textes, um ihn zu löschen - und danach hoffentlich besser neu zu verfassen.
« Letzte Änderung: 30 November 2010, 16:29:19 von Benedek Reloaded »

Filius

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #27 am: 30 November 2010, 16:35:08 »
 ... und was ich durch meinen Schreibkurs, bzw durch das Feedback meines Lehrers lernen konnte, sind sinnvolle Vorschläge zur Verbesserung.
Wenn jemand am Text etwas auszusetzten hat ob nun mit Stärken oder Schwächen, dann kann dem Schreiberling gut geholfen werden, wenn man Vergleiche zieht, aus denen er seine Fehler erkennen kann und ihm auch Vorschläge macht, wie es besser klingt.
 
 ;)

Filius 

Benedek Reloaded

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #28 am: 30 November 2010, 16:37:25 »
Und noch ein kleiner Nachttrag, weil sich einige über meinen Satz

Zitat
Mittelmaß ist keine Stärke
.

empören: Das ist in diesem Sinne gemeint, dass ich in einem Text mit wackeliger Grundidee/schwachen Charakteren/matter Schreibe nicht bereit bin,  mittelmäßige (weil selbstverständliche) Punkte wie "aber dafür stimmt die Recherche" oder "wenigstens ist die Kommasetzung korrekt" oder "der Autor hat immerhin die richtige Länge erwischt" als Stärken anzuerkennen. Ich wollte damit auf keinen Fall eine Diskussionsnebenfront über "Was ist Mittelmaß" aufbrechen.



anabanana

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #29 am: 30 November 2010, 16:41:24 »
Hm, zur ersten Version meiner "Lasagne" wurde mir auch von Trippelschritt und Nimmer gesagt: "Systemfehler. Einstampfen und alles auf Anfang." Das war damals sehr hilfreich, weil ich den Systemfehler nicht selbst gesehen habe und dachte mit ein paar kleinen Verbesserungen bekommt man dasschon in den Griff.
Aber selbst sowas wie "Mach nochmal alles neu" kann man respektvoll sagen und nicht à la "Alles ist totaler Schrott, Idee geklaut, es hat keinen Sinn". Ob es einen Sinn hat, darüber entscheidet letzendlich der Autor.

Offline Quisille

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #30 am: 30 November 2010, 17:12:33 »
@ Benedek:
Genaugenommen hast Du etwas ausgelöst mit diesen Sätzen hier:

Einspruch, Euer Ehren. Es gibt (leider viel zu viele) Texte, die haben keine Stärken. Mittelmaß ist keine Stärke. Sorry, so ist das Leben ;)

Nicht die Aussage sorgt bei mir für Missmut, sondern die Konnotation. Da wir uns ja bemühen wollten, unsere Meinungen mit Textstellen zu unterfüttern, möchte ich nicht verschweigen, an welchen Stellen ich einen dicken Hals bekomme:

"leider viel zu viele" und "Mittelmaß ist keine Stärke".

Ich halte dagegen: Es ist nicht an uns, zu beurteilen, was zu viel ist, und Mittelmaß ist meistens das, was die anderen schreiben. Aus oben zitierter Äußerung und übrigens auch aus denen, die Du nachgelegt hast, schließe ich, dass Du in diesem Fall aus einer Position der Überlegenheit argumentierst. Das kann sogar berechtigt sein, aber es ist in meinen Augen keine gute Position, wenn man einen Text röstet.

Bei einer Diskussion über die Qualität von Literatur im Allgemeinen hätte mich übrigens weder die Aussage noch die Konnotation gestört. Ich habe diese Ansicht sogar geteilt, bis ich an einer realistischen Einschätzung meiner eigenen Fähigkeiten erkrankt bin. Der Verlauf ist leider chronisch.

So weit zum Missmut.

Und nun zur Sache.

Über die Aussage: "Es gibt Texte, die haben keine Stärken", ließe sich diskutieren. Nur Texte, die über ihre gesamte Länge eine exakt gleichmäßige Qualität aufweisen, genügen diesem Kriterium. Alle anderen haben mindestens eine stärkste Stelle und mindestens eine schwächste von erkennbar unterschiedlicher Qualität (oder der Text ist unendlich lang, für die Mathematiker unter uns). Es ist also sehr wohl möglich, auch bei grottenschlechten Texten ein differenzierteres Urteil abzugeben als "alles Schrott".

Das macht natürlich Arbeit, und man muss den vielleicht sogar berechtigten Unmut über die miese Qualität des Textes herunterschlucken. Ich gebe zu, dass ich nicht bei allen Texten dazu in der Lage bin. Aber das ist dann in einem Defizit meinerseits begründet und liegt nicht am Text. Wenn ich mich dieser Situation ausgesetzt sehe, halte ich mich schlicht zurück und schreibe keine Röstung.

Es ist durchaus möglich, einen anderen Ansatz zu wählen. Allerdings gebe ich zu bedenken: Wenn man in einem Haufen Dung nicht das Bröckchen Katzengold entdecken will, dann könnte es sein, dass man befangen ist.
  • Ich schreibe gerade: Schandgreif (Band 1, Überarbeitung)

Benedek Reloaded

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #31 am: 30 November 2010, 17:58:59 »

Ich halte dagegen: Es ist nicht an uns, zu beurteilen, was zu viel ist, und Mittelmaß ist meistens das, was die anderen schreiben. Aus oben zitierter Äußerung und übrigens auch aus denen, die Du nachgelegt hast, schließe ich, dass Du in diesem Fall aus einer Position der Überlegenheit argumentierst. Das kann sogar berechtigt sein, aber es ist in meinen Augen keine gute Position, wenn man einen Text röstet.
- - -
 Allerdings gebe ich zu bedenken: Wenn man in einem Haufen Dung nicht das Bröckchen Katzengold entdecken will, dann könnte es sein, dass man befangen ist.

Hallo Quisille,

um bei deinem Wortbild zu bleiben: ich wühle gern im tauben Gestein auf der Suche nach einem Brocken Erz oder, noch besser, einem Bröckchen Gold. Weil da eine Chance besteht, etwas zu finden. Aber ich wühle ungern bis gar nicht im Dung. Da lasse ich es lieber. Ich bin also nicht befangen, sondern viel eher ... hmmm ... da fehlt mir jetzt selbst das richtige Vokabel. Vielleicht nicht idealistisch genüg, um sinnlose Dinge zu tun? Wahrscheinlich geht's in diese Richtung.

Die einzige überlegene Position, wie Du es nennst, die ich mir gestatte, ist folgende: aufgrund von 25 Jahren einschlägiger Berufserfahrung nehme ich für mich in Anspruch, dank Talent, Lernen (und ich lerne immer noch) und Routine erkennen zu können, wie u. a. auch ein erzählender Text aufgestellt ist. Ob er funktioniert, ob er ein süsser, aber substanzloser Blender ist, ob er gute Ansätze hat, die bloß hinter ein paar Unzulänglichkeiten zurücktreten, ob er einfach grundsätzlich misslungen ist, etc.  Das gehört zu meiner Profession.

Überlegenheit ist kein Kriterium beim Rösten eines Textes, auch nicht für mich. Zuerst kommt die Neugier, dann ein Bauchgefühl, anschließend die Analyse des Bauchgefühls, abgesichert durch eine gewisse o. a. Kompetenz. Das soll nicht großkotzig klingen, im Gegenteil. Aber ich hab's eben gelernt, so wie der Automechaniker gelernt haben sollte, die Ursachen des seltsamem Geräuschs an der Hinterachse zu diagnostizieren.

Auf jeden Fall möchte ich nicht, dass Du wegen meiner Ansichten einen dicken Hals bekommst. Ich will nämlich niemanden mit meinen ganz persönlichen Ansichten zum Thema provozieren oder gar ärgern – schon gar nicht Dich.

LG BR

Offline FF

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #32 am: 30 November 2010, 18:43:47 »
Können wir davon ausgehen, dass jede/r von uns eine gewisse Lebenserfahrung/Kompetenz/Begabung/Ausbildung hat, um eine persönliche Meinung über gute oder schlechte Texte zu haben? Wir brauchen uns hier doch nicht gegenseitig erzählen, wie kompetent wir sind - DASS wir es sind, setze ich einfach mal voraus. Beim Rösten geht es darum - ich erwähne es einfach nochmal -, anderen Leuten beim Verbessern ihrer Texte zu helfen und dabei fair, sachlich und konstruktiv zu sein. DAS sollte das zentrale Thema sein. Also streitet euch jetzt bitte nicht darüber, wer hier die größte Kompetenz besitzt. Das bin nämlich ICH. :devgrin:

Nee, im Ernst. Redet lieber übers Rösten als über das Ego der Röster.
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Mad Bull

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #33 am: 30 November 2010, 19:08:53 »

Oder redet mal über mich, :the_brow:

nun gut,  Spass beseite.
Ich glaube, ich kann nachvollziehen, was Benedek mit seinen Postings gemeint hat.
Es gibt Texte, die sauber durchgehen,  wo so gut wie nix hängenbleibt, ein Text, der ein netter Zeitvertreib ist, in dem auch keine Rechtschreibfehler zu finden sind.

Was soll man da noch rösten?
Auch bei meinen Röstungen tauchen manchmal nur drei Zeilenhinweise auf und es wird auch weiterhin den Eindruck erwecken, dass ich faul oder mäßig intelligent bin.
 :denk:

Dafür sind wir ja verschieden, wodurch wir uns wiederum gegenseitig ergänzen.

Euer Mad Bull
 :devsmile:

Rilyn

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #34 am: 30 November 2010, 19:45:56 »
Zitiert von Unbekannt (stand als random quote in einem Bugtracker):
If we don't strive for perfection, we won't even achieve mediocrity.

Mittelmaß ist keine Schwäche, sondern zwei nicht zueinanderpassende Substantive zusammengeworfen; Schwäche ist es, nicht zu versuchen, sich zu verbessern. Perfektion ist ein nettes Wort, wird aber sowieso nie erreicht. Sinn und Unsinn von Mittelmaß zu diskutieren führt imho zu nichts, weil es nicht darum geht, den perfekten Text zu erhalten, sondern nur den für den Autor zum aktuellen Zeitpunkt bestmöglichen. Von diesem aus geht's weiter. Das ist der Grund, weshalb ich beinahe alles röste, denn jedem Autor, und sei er der schlimmste Anfänger aller Zeiten, kann man Feedback geben und unter die Arme greifen, denn mit diesem hat er die Chance, sich umso schneller und leichter zu verbessern; und darum geht es mir, denn genau das hat mein erster hier zerfetzter Text bewirkt: ein Jahr Federfeuer und mehr gelernt als in den fünf Jahren zuvor. Wenn ein Text einfach nur schlecht ist, dann gibt es Gründe dafür, ein Warum, und ein Wie geht es besser. Gute Stellen zu loben ist ... äh, gut, denn es zeigt dem Autor, was gelungen ist; aber letztendlich geht es vorrangig darum, die Schwächen kleinzukriegen. Und wenn eben alles zu bemängeln ist, fängt man stückchenweise mit den grundlegenden Fehlern an, denn kein Mensch wird alles auf einmal lernen und umsetzen können.
« Letzte Änderung: 30 November 2010, 19:46:09 von Rilyn »

anaconda

  • Gast
Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #35 am: 30 November 2010, 20:28:00 »
Hallo!

Zitat: Rilyn
Zitat
Gute Stellen zu loben ist ... äh, gut, denn es zeigt dem Autor, was gelungen ist; aber letztendlich geht es vorrangig darum, die Schwächen kleinzukriegen.

Da stimme ich dir zu, Rilyn. Aber rein psychologisch betrachtet, ist es mMn nicht unwichtig, gute Stellen zu loben. Fehler sind ja so und so genug in einem Text drin. Wenn ich dann als Gerösteter mal einen positiven Punkt finde, kann ich mich sozusagen daran festhalten und mal etwas durchatmen (als ständig nur hart schlucken zu müssen) Das Lob muss natürlich gerechtfertigt sein, klar. Wenn man nur eine ellenlange Fehler-Liste präsentiert bekommt, kann die berühmte Kettenreaktion ausgelöst werden: Mein Text ist Schei..., meine ganze Schreiberei ist Schei..., ich lass es am besten und mache was anderes. Diesen psychologischen Aspekt (bei allen gut gemeinten Lernanstößen) sollte man nicht unterschätzen. (ich hab da selbst schon genug dagegen verstoßen; hab es aber gerade dadurch erkannt) ;)

HGruß, A

« Letzte Änderung: 30 November 2010, 20:29:49 von Anaconda »

Rorschach-Phoenix

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Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #36 am: 30 November 2010, 20:51:24 »
Gute Stellen zu loben ist ... äh, gut, denn es zeigt dem Autor, was gelungen ist; aber letztendlich geht es vorrangig darum, die Schwächen kleinzukriegen.

Ich sehe das anders. Wenn man an einem Text nur die Schwächen ausmerzt, macht es einen Text nicht besser, sondern lediglich weniger schlecht. Ein mittelmäßiger Text mit einigen Schwächen wird so zu einem mittelmäßigen Text ohne diese Schwächen. Ein mittelmäßiger Text mit Schwächen jedoch, bei dem man die Stärken herausarbeitet, wird zu einem mittelmäßigen Text mit Schwächen und Stärken. Somit kann er schon mal polarisieren. Bestseller sind häufig genau das: Mittelmäßige Texte mit Schwächen und Stärken. Wobei die Stärken mehr ins Auge fallen als die Schwächen. Die wenig ausgearbeiteten und schablonenhaften Figuren treten hinter dem hervorragend strukturierten Spannungsbogen zurück. Die Romane sind vor allem plotgetrieben, nicht figurengetrieben. Es gibt also eine Stärke und eine Schwäche (wenn man das als solche sieht).
Logischerweise ist das beste Ergebnis zu erzielen, wenn man in einem Text die Schwächen verringert und die Stärken ausbaut.

Und ich stimme Benedek nur bedingt zu: Es gibt Texte, in denen sehe ich keine Stärken. Aber dem zum Trotze sehen andere darin sehr wohl Stärken. Liege ich jetzt falsch oder richtig? Ich kenne genügend Texte, die hier genau so aufgenommen worden sind... wo es tatsächlich so war, dass die Mehrheit einen Text schlecht fand und ein Einzelner gut. Dasselbe gab es auch umgekehrt. Irrt sich der Einzelne deshalb? Ich glaube nicht, dass es so einfach ist.


Liebe Grüße: Rorschach-Phoenix

Rilyn

  • Gast
Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #37 am: 30 November 2010, 21:51:40 »
Zitat: Rilyn
Zitat
Gute Stellen zu loben ist ... äh, gut, denn es zeigt dem Autor, was gelungen ist; aber letztendlich geht es vorrangig darum, die Schwächen kleinzukriegen.

Da stimme ich dir zu, Rilyn. Aber rein psychologisch betrachtet, ist es mMn nicht unwichtig, gute Stellen zu loben. Fehler sind ja so und so genug in einem Text drin. Wenn ich dann als Gerösteter mal einen positiven Punkt finde, kann ich mich sozusagen daran festhalten und mal etwas durchatmen (als ständig nur hart schlucken zu müssen)
Textkritik ;D
Das kommt noch dazu. Da habe ich mich rein an den Text gehalten, und "Schwächen" klingt zu krass, sorry. :blush:

Gleich mehr dazu:

@Phoenix: Mit guten Stellen meine ich wirklich gut, nicht verbesserungswürdig. Natürlich gibt es viele Möglichkeiten, zu loben; vor allem aber nicht über den Klee. Es kommt auch auf den Stand des Autors an. Einen Anfänger kann man ja nicht zu verbalen Höhenflügen bringen, indem man ihn von Wolke Sieben schubst. ;D Verbesserungswürdiges kann leicht durch konstruktive Kritik gelobt werden, die in etwa aussagt: "auf dem richtigen Weg".

Und, jep, Textkritik ist subjektiv. Zum Glück!

wortsplitter

  • Gast
Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #38 am: 30 November 2010, 22:26:35 »
Und ich bleibe dabei: es hat nichts mit Geschmack oder bevorzugtem Genre oder Hybris oder sonst was zu tun, sondern mit objektiven Kriterien, wenn ich behaupte, dass es Texte gibt, die sind einfach von der Grundidee über die Ausführung (Aufbau, Sprache, Figuren) bis zur Rechtschreibung so misslungen, dass es keinen Sinn macht, nach den positiven Punkten zu suchen.

Ich denke, dass du dir so den einfachen Weg ausgesucht hast. Mag ja sein, dass es bestimmte Texte gibt, die auch nach unendlich viel Arbeit und Mühen es nicht zu... ja zu was sollen sie denn werden? Da stellt sich doch die Frage nach dem Grund, warum der Text geschrieben wurde. Soll er "gut" genug werden, dass er veröffentlicht werden kann? Dazu muss eine Geschichte heutzutage nicht wirklich gut sein. Muss sie Kritikern gefallen, einen Wettbewerb gewinnen?
Was wenn ein Text einzig dazu da ist, seine Schwächen zu finden? Dann lohnt es sich doch ihn durchzugehen. Was wenn man Dialoge üben will, oder einen bestimmen Erzähler? Gerade dann bedeutet es Arbeit ihn durchzugehen und ich denke, dass in den meisten Texten es positive Punkte gibt. Einen Satz, der herausticht, eine Person, irgendwas. Das ist natürlich bei nicht so gelungenen Texten mühselig.

ABER: das wichtigste ist doch, dass man dem Gerösteten nicht mit Unmut unter die Nase reibt, dass man hier seine Zeit verschwendet hat, denn dann sollte man den Text besser gar nicht erst rösten. Hier hilft weder Weichspülerblabla noch wütendes arrogantes Geschnaube, aber beides ist nach meiner Sicht keine hilfreiche Kritik.

Und ich möchte Rorschach-Phoenix recht geben. Die Stärken zu suchen und zu finden ist nicht nur dazu da, dem Gerösteten das ganze etwas angenehmer zu machen, sondern auch wichtig für die Textarbeit, denn man muss doch auch erst lernen, was funktioniert.

Roseend

  • Gast
Re:"Der Rund ums Rösten"-Thread
« Antwort #39 am: 30 November 2010, 23:03:07 »
Zitat von: Benedek Reloaded
Zitat
Mittelmaß ist keine Stärke

Zitat
Das ist in diesem Sinne gemeint, dass ich in einem Text mit wackeliger Grundidee/schwachen Charakteren/matter Schreibe nicht bereit bin,  mittelmäßige (weil selbstverständliche) Punkte wie "aber dafür stimmt die Recherche" oder "wenigstens ist die Kommasetzung korrekt" oder "der Autor hat immerhin die richtige Länge erwischt" als Stärken anzuerkennen. Ich wollte damit auf keinen Fall eine Diskussionsnebenfront über "Was ist Mittelmaß" aufbrechen.


Okay, diese Argumentation finde ich in Ordnung, warum nicht gleich so deutlich  ;)

Wortsplitter
Zitat
Die Stärken zu suchen und zu finden ist nicht nur dazu da, dem Gerösteten das ganze etwas angenehmer zu machen, sondern auch wichtig für die Textarbeit, denn man muss doch auch erst lernen, was funktioniert.

Sehe ich genau so, beides muss angesprochen werden. ;)

Normalerweise bin ich nicht so redselig, man möge mir also verzeihen. 8)
Vermutlich kommt es daher, dass ich in der letzten Zeit eine für mich sehr wichtige Erfahrung gemacht habe.
Als mein jetziges Manuskript stand und ich es jemanden zum Probelesen schickte, kam die Rückmeldung; Hier und da kannst du noch mehr aus einer Szene rausholen, gib dich jetzt nicht damit zufrieden wie es ist.
Erst habe ich überlegen müssen was genau gemeint ist, für mich war es gut geschrieben. Dann allerdings habe ich mich auf den Hosenboden gesetzt. Die Rückmeldung war dann; Du kannst es doch, warum machst du es dann nicht?
Diese Aussage habe ich als Leitsatz übernommen.
Jetzt im Nachhinein muss ich sagen, diese nachträglich eingefügten Szenen, sind mir meiner Meinung nach am besten gelungen. Es wäre schade gewesen, wenn ich niemanden gehabt hätte, der mich darauf gestoßen hätte. Gute Kritik kann also auch eine sehr gute Anleitung sein und den Anstoß geben, etwas besser zu machen, von dem man glaubte es geht nichts mehr.

Lg Rose
« Letzte Änderung: 01 December 2010, 01:00:31 von Wolfsrufer »