Ich beschäftige mich gerade mit dem Exposéschreiben und habe dazu das Buch von Dennis Eick: Exposee, Treatment und Konzept gelesen. Ein dünnes Büchlein von 182 Seiten, wobei nur die Seiten 27 – 64 explizit das Exposé behandeln.
Der Autor ist selber Drehbuchautor, war Lektor beim Fernsehen und ist heute Fiction-Redakteur bei RTL.
Das Buch soll das Einzige (auf Deutsch) sein, was dieses Thema behandelt (ist das wirklich so?), allerdings geht es darin um ein Exposé für Kinofilme und TV-Produktionen. Trotzdem, denke ich, kann man vieles davon auch für den schriftstellerischen Bereich verwenden. Hauptsächlich diese Stellen habe ich in der Inhaltszusammenfassung hervorgehoben.
Genauer eingehen will ich auch nur auf den Teil, der das eigentliche Schreiben des Exposés behandelt.
Dennis Eick schildert zunächst die Stoffentwicklung, die Marktbeobachtung und die Titelfindung – alles besonders für Drehbuchautoren geschrieben.
Anschließend folgt das Exposé, aufgeteilt in
Die Funktion des Exposés
Die Präsentation des Exposés
Die Figuren im Exposé
Der Aufbau des Exposés
Der Stil des Exposés
Und abschließend eine Zusammenfassung
Bei diesen Bereichen will ich etwas den Inhalt darstellen (das meiste sind willkürlich (

) zusammengestellte Zitate aus dem Buch).
Die Funktion des Exposés:
Das Exposé hat eigentlich nur zwei Aufgaben: Die Geschichte, die Idee formulieren und vollständig darstellen, sowie den Lektor für das Werk zu begeistern!
Der Leser des Exposés ist jemand, der sich vom Kritiker zum Partner wandeln soll, wandeln muss. Er muss überzeugt werden, damit man zusammen (!) die Geschichte weiterentwickelt. Und am Ende der Autor sein Manuskript verkaufen kann und sein Geld bekommt.
Ein Exposé darf niemals eine Nacherzählung sein, sondern muss suggerieren, dass es selbst die Geschichte ist. Und gleichzeitig muss das Exposé Lust auf mehr machen, auf mehr Details, mehr Bilder, mehr Informationen – Lust auf die ganze Geschichte.
In einem Exposé muss soviel Information wie möglich in einem so kurzem Text wie möglich verpackt werden. Das bedeutet, den Fokus auf das Wesentliche legen, dem zentralen Plot folgen und alles andere weglassen.
Die Präsentation des Exposés:
Das Exposé dient dazu, die Geschichte auf den Weg zu bringen. Es wird nicht für ein breites Publikum, sondern für einen Lektor geschrieben. Das heißt, einen Menschen, der mit Geschichten und Texten beruflich umgeht – einen Profi. Deswegen sollte auch das Exposé professionell sein, sowohl vom Inhalt wie auch äußerlich. Ein ordentliches Anschreiben (mit korrekt geschriebenem Namen des Ansprechpartners) und ein frisch ausgedrucktes (und korrekturgelesenes) Exemplar des Exposés sollten selbstverständlich sein.
Die Figuren im Exposé:
Wie führt man eine Figur im Exposé ein? Sie nur über den Namen zu definieren reicht nicht aus. Die Figur muss stattdessen mit wenigen Adjektiven möglichst genau beschrieben werden. Dafür benötigt man exakt treffende Formulierungen, welche die Grundzüge des Charakters auf den Punkt bringen.
Äußerliche Eigenschaften minimieren – Konzentration auf die inneren Eigenschaften.
Die Hauptfigur muss mit wenigen treffenden Worten – möglichst am Anfang – entworfen werden, die anderen Figuren in dem Moment, in dem sie eingeführt werden.
Im Laufe des Exposés soll die Motivation der Hauptfigur(en) deutlich werden.
Der Aufbau eines Exposés:
Dieser entspricht dem Grundmuster, in welches fast jede Geschichte einteilbar ist. Zuerst kommt der Einführungsteil, der die Rahmenbedingungen für die Geschichte absteckt. Danach folgt der Teil, der den Verlauf des zentralen Konfliktes beschreibt. Dieser Teil nimmt den größten Platz im Exposé ein. Zum Schluss kommt die Auflösung bzw. der Höhepunkt, in dem der Konflikt gipfelt. Wichtig ist, dass die Wendepunkte der Geschichte erkennbar sind.
Der Stil des Exposés:
Er muss den Leser begeistern, ihn verführen! Er soll eine Bindung zu der Geschichte entwickeln.
Das Exposé wird im Präsens geschrieben. Es sollten aktive Verben benutzt werden. Keine Schachtelsätze, das Exposé hat simple klare Hauptsätze. Die Visualität der Sprache zählt hier. Es braucht kraftvolle Sätze, die Bilder vor den Augen des Lesers entstehen lassen. Das Exposé braucht einen narrativen Stil, der den Leser auf emotionaler Ebene anspricht – wie eine gute Geschichte, abends am Lagerfeuer erzählt.
Der Autor des Exposés nimmt die Stellung eines neutralen Erzählers ein. Dieser personale Erzähler bleibt unsichtbar und dabei streng objektiv. Er kann kurze Einblicke in die Figuren geben, aber nicht zu viel davon. Inneneinsichten sollen nur dazu dienen, die Motivationen herauszuarbeiten.
Die Distanz zwischen Publikum und Autor ist, im Vergleich zum Roman oder der Novelle, beim Exposé am geringsten. Der Erzähler verschwindet hinter seinem Helden. Dadurch erreicht man einen wichtigen Effekt: Der unmittelbare Zugang zur Figur ermöglicht eine bessere Identifikation des Lesers mit dieser Figur.
Die Zusammenfassung:
Nach der Lektüre des Exposés sollte sich der Leser folgende Fragen beantworten können:
Ist der Protagonist sowie der Antagonist klar definiert?
Sind es starke aktive Figuren?
Werden die Motivationen deutlich?
Wie ist das Identifikationspotenzial des Protagonisten?
Was ist sein Ziel?
Wie verläuft seine Entwicklung?
Aus welcher Perspektive wird die Geschichte erzählt?
Und im weiteren:
Um welches Thema geht es? (die Prämisse)
Wie kommt die Geschichte ins Rollen?
Wie endet sie?
Wann und wo spielt die Geschichte?
Passt die Sprache/der Stil zur Geschichte und zum Genre?
Für welche Zielgruppe ist die Geschichte gedacht?
Der Rest des Buches beschäftigt sich mit dem Treatment und dem Serienkonzept, was wieder besonders für Drehbuchautoren interessant ist.
Im Anhang gibt es ein Literaturverzeichnis, einige Internetlinks und ein (etwas kurz geratenes) Register.
Für mich war das Buch auf jeden Fall hilfreich um Klarheit und einen Überblick über das Schreiben eines Exposés zu bekommen. Dennis Eick findet klare Worte und bezieht eindeutig Stellung, wie ein Exposé auszusehen hat. Trotzdem muss ich mich ja nicht sklavisch daran halten und kann es auch anders machen.

Natürlich hätte ich mir etwas dazu gewünscht, was speziell für ein Romanexposé wichtig ist – und wenn es dann auch noch das Genre Fantasy berücksichtigen würde ... Da gibt es also durchaus noch Bedarf, denke ich – hat nicht jemand Lust und Interesse so etwas zu schreiben?

Ein Knackpunkt ist für mich noch die Länge des Exposés – und wie man das alles darin unterbringen soll. Im Filmbereich ist eine Länge von 4 – 6 Seiten üblich, aber was ich hier so gehört habe, sollten es für einen Roman nur 1 – 2 Seiten sein ...

Ich hoffe, das Ganze ist für den Einen oder Anderen hilfreich, bitte spart nicht mit Ergänzungen und Kritik dazu, davon kann man nur lernen es noch besser zu machen.
Anmerkung: Meine Dudenkorrektur sagt, dass es Exposee und nicht Exposé heißt. Aber nach Phoenix' inständiger Bitte (in einem anderen fred), hab ich Exposé geschrieben (sieht für mich auch immer noch richtiger aus).