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« Letzter Beitrag von Uli am 14 August 2020, 00:18:48 »
Hallo, Hölle!
Also ... ich habe die Startrampe für die Heldenreise neu getextet, (auch) mit den Ideen aus den vorhergehenden Röstungen - und bin jetzt gänzlich verunsichert. Einerseits gefällt mir das Ergebnis, andererseits ist es ... ein wenig das, was ich so gar nicht mag.
Man könnte das recht gut kopfverfilmen, und es wäre dann deutlich fsk18, fürchte ich. Obwohl ich im Text ganz und gar nicht explizit werde (sonst wäre das ja auch nicht höllenkompatibel).
Der Erzählmodus ist offenbar ein ISSO, sorry - diese Szenen szenisch in Szene zu setzen geht gar nicht. Habe ich probiert, aber so schreibe ich nicht.
Überhaupt empfinde ich das Ganze als ein wenig grenznah - und weiß grad nicht, von welcher Seite aus gesehen. Naja.
Fröhliches Grillen jedenfalls ...
Heldenreise (neu)
Ich hätte ja ewig in der Wohnung bleiben und El! von der Welt erzählen können. Ihr Videos zeigen, Clips aus dem Netz und so, und darüber reden. Und sie fragen, wie Dinge in ihrer Welt funktionieren.
Vor allem das, da war ich echt neugierig, aber El! erzählte nicht gerne, sie frage lieber nach dieser, meiner Welt. Irgendwie verständlich, weil sie ja schließlich hier leben musste. Erstmal.
Weil, das hatte sie mir erklärt, sie in ihrer eigenen Welt eben tot war und deswegen nicht zurück konnte. Also ... sie sagte wörtlich ˋtot, für lange Zeit. Und solange gibt es keine Tür´.
Ich verstand das nicht, aber sie schaute so traurig bei diesem Satz, dass ich auch nicht weiter nachfragte.
Jedenfalls wollte El! die Welt sehen, diese Welt, so richtig real live. Was eine der leichtesten Übungen ist, wenn man für die Agentur arbeitet: Wenn ich diese Sache als Recherche für eine neue Content-Serie verkaufen könnte, wäre es kein Problem, selbst eine Reise zum Mond zu finanzieren.
Also erklärte ich El! den Plan: Wir fahren los, ins Blaue, und ich schreibe auf, wie sie diese Welt so sieht - und dafür bekommen wir die Mittel, diese Reise zu finanzieren. Einfach.
Dachte ich.
El! hatte etwa eine Million Fragen dazu, und außerdem Bedenken. Zum Beispiel, dass sie gesehen oder gar fotografiert, als nicht-menschlich erkannt werden könnte - eine Sache, die nicht so ganz von der Hand zu weisen war.
Auf den ersten Blick sah sie durchaus menschlich aus, nicht nur humanoid, eher so, dass man vielleicht die Idee einer Asiatin haben könnte, die sich im Manga-Styl zurechtgemacht hat. So ungefähr.
Aber beim genaueren Hinsehen ... ihre Schneidezähne waren wie eine Säge, klein und spitz, offenbar dafür gemacht, heftig zuzubeißen. Bei einem Frühstück biss sie ohne sichtbare Anstrengung von einem Schinken ab. Von einem rohen, luftgetrockneten. Und ihre Fingernägel waren kräftig, gut dreimal so dick wie menschliche und hart genug, um Tetrapacks aufzukratzen. Oder Konservendosen. Und sie hatte auch die Kraft dazu.
So etwas ist gewöhnungsbedürftig. Wenn jemand deinen Hals streichelt, da, wo die Adern laufen, und dir bewusst wird ... es war nur ein Sekundenbruchteil, aber der war arg. Und ich schämte mich dafür.
El! lächelte und sagte ˋich lebe auch nur, weil du das wolltest ´, und das machte es ein wenig besser. Trotzdem ...
Trotzdem merkte ich, dass es eben nicht OK war.
El! vermied es, mich mit ihren Fingernägeln zu berühren, und das war ... nicht so wie vorher. Nicht so selbstverständlich. Als wäre da eine Grenze.
War sie beleidigt? Oder wollte sie keine Angst auslösen? Ich wusste nicht mal, wonach ich hätte fragen sollen ...
Schließlich fragte ich eben nicht.
Ich lag auf dem Bett, und sie saß neben mir, streichelte meine Brust - Haare an dieser Stelle fand sie faszinierend, so etwas gibt es bei Elfen nicht - und ich griff nach ihrer Hand, führte sie vorsichtig an meinen Hals und drückte ihre Finger sacht an die bewusste Stelle. Sie sah mich an, als sähe sie mich zum ersten Mal, ein oder zwei Jahrhunderte lang, krümmte den Mittelfinger und drückte sanft ihren Nagel in meine Haut, grad eben so, dass es nicht wehtat.
Ich streichelte ihre Hand, ihren Arm und dann ihre Hüfte, meine Hand fort von ihrer. Und ...
Beinahe wären wir beide an diesem Kuss erstickt.
Bevor wir einschliefen murmelte sie ˋdu teilst dein Sein ´ und obwohl ich nicht verstand, was das bedeutet, war es wahr. Und schön.
Und am Morgen sagte sie, dass sie sich auf die Reise mit mir freut.
Die Agentur machte genau gar keine Schwierigkeiten, als ich das neue Projekt ankündigte: Eine Serie mit dem Titel ˋmit anderen Augen ´, eine fiktionale Sache, zeitgeistig etc.pp.
Im Gegenteil, sie warfen die Maschinerie an und machten Castings und sowas alles, und warfen einen mittelfetten Vorschuss aus, wegen Spesen und so.
Der Vorteil davon, als irrer Spinner zu gelten, mit dem man Geld verdienen kann, liegt in den letzten sechs Worten - dafür lassen sich die Betriebswirte auf alles mögliche ein. Und ich hatte diesen Ruf ebenso sorgfältig wie beiläufig erarbeitet, mit ein paar Reportagen, die eben nur irre Spinner so machen können. Eine Art Talent von mir.
Und so mietete ich einen Wagen, und wir fuhren los. Einfach so.
Also, fast ˋeinfach so ´ - erst musste ich El! erklären, was das für ein Ding war, in das wir einsteigen sollten, und was es mit diesem Hybridantrieb auf sich hatte und solche Sachen. Und mit Autobahnen.
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danke fürs Lesen!