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Grill / Re: Das zwölfte Geheimnis - Prolog
« Letzter Beitrag von eska am 19 August 2020, 21:47:23 »Zitat
Aua.
Huch. Dabei hab ich doch gar nicht das da


Nichtsdestotrotz ist Abmildern für das Lesealter m.E. eine weise Entscheidung.

eska
Aua.
Und noch eine klitzekleine Frage zum Schluss: War Lula schon mal am Meer? Wenn ja, könnten laute Geräusche nebenbei auch eine positive Konnotation haben, Wellen, starker Wind, Möwen, Juchzen... Oder ist es ein bisher unerreichtes Sehnsuchtsziel nach Erzählungen, Filmen o.ä.? Wenn ja, warum durfte/wollte sie nie mit zu solchen Kinderfreizeiten, die die Städte anbieten?Da erinnerst du mich an was ... ich hab mir früher immer eingeredet, dass unsere Autobahn wie Meeresrauschen klang. Das hatte ich ganz vergessen. Danke!
erst musste ich El! erklären, was das für ein Ding war, in das wir einsteigen sollten, und was es mit diesem Hybridantrieb auf sich hatte und solche Sachen. Und mit Autobahnen.
Da stimmte ich ihr zu, aber erstens war es jetzt vorbei, und zweitens hatte ich Eis und war großzügig gestimmt.
... nicht den Abschied von der Schule (da mochte mich eh niemand)Das ist mir auch zu stereotypisch. Da ich den gleichen Verdacht hege wie Uli, dass es Fantasy wird, ist es dadurch natürlich leichter, sie in eine völlig neue Welt – wie auch immer die aussieht – einzuführen. Aber wenn sie nicht mal 1 Freundin in der Schule hat, hätte ich gerne eine Erklärung dafür, wenigstens angedeutet. Kann ja möglicherweise mit ihrem zukünftigen Schicksal zu tun haben ...
Erst einmal stimme ich Uli zu: Mir kommt die Erzählerin auch zu abgeklärt vor. Spontan hätte ich hinter dem Text auch Fantasy erwartet, bei dem Teil für die Jugend bin ich mir nicht so sicher, weil die Themen, die du hier direkt am Anfang ansprichst, schwer sind, da hilft auch die Ironisierung durch die Protagonistin (so sie die denn ist) nicht. Das zarte Alter von dreizehn Jahren stellt da außerdem die Frage nach der Zielgruppe.Tja, die Zielgruppe. Mein altes Problem. Diese Geschichte schwankt seit Jahren zwischen elf und sechzehn, ich wollte nicht wieder in der Situation landen, dass Mütter sie ihren siebenjährigen Töchtern in die Hand geben, ohne zu wissen, was da abgeht, ich wollte aber auch kein "Young Adult". Ich will einfach nur die Geschichte erzählen, und hin und wieder hätte das auch ein Krimi oder eine Horrorstory werden können. Ich wollte die Identitätskrise, das letzte Festhalten an der Kindheit und der Mutter, die Unsicherheit und die Angst vor der Realität, aber noch nicht die Rebellion oder Flucht.
Warum Fantasy? Das liegt zum Einen am ersten Absatz, in dem die Figur einen Fantasyroman liest, zum Anderen an der Autorin und ganz schlicht am Titel. "Das zwölfte Geheimnis" klingt nicht so nach Sozialdrama oder Coming of Age.
"Niemals!", rief die Grüne Hexe.Huch, danke, natürlich.
Zum Einstieg habe ich zwei Ideen, die eine hat mit Realitätsflucht der Protagonistin zu tun, die andere damit, dass die Fantasygeschichte die Beziehung der Mutter und des Stiefvaters zueinander spiegelt - Frau kämpft gegen Mann, will ihn vernichten (sich ein für allemal trennen?), doch der lacht darüber nur höhnisch, weil "das Schicksal" (die Misshandlungs(vor)erfahrung? Die dysfunktionalen Verhaltensmuster?) sie aneinander bindet. Sie würden also immer wieder und immer weiter gegeneinander kämpfen, so wie Lula es auch von den Eltern kennt; nie gibt es einen Schlussstrich, immer geht das Gestreite von Neuem los. Clever gemacht finde ich, dass der Sturmkönig, in der Übertragung der Stiefvater, mitten im Satz unterbrochen wird, gerade als er ihr erklären will, dass sie zur Wiederholung verdammt ... Und dann kommt der Lärm, der diesmal tatsächlich eine Veränderung bedeutet, eine, die Lula gar nicht mehr erwartet hat: Sie trennen sich voneinander.Hier siehst du schon Dinge, an die ich nicht gedacht habe. Natürlich ist der Stiefvater (übrigens kein "echter" geheirateter, sondern nur ein jetzt Ex-Freund der Mutter) ein Antagonist, aber eher ein Katalysator, der die Dinge in Bewegung setzt und Mutter und Tochter dazu zwingt, sich mit der Realität auseinanderzusetzen. Bis zum Mord wird das NICHT gehen, aber nach deinen Anmerkungen überlege ich tatsächlich, ob er doch noch stärker eingreifen wird, als ich es bis jetzt geplant hatte. Eigentlich sollte er nur als dorfzerstörender Ork fungieren, der die Heldin zum Aufbruch zwingt.
Vielleicht lässt sich hieraus aber auch der Verlauf der weiteren Geschichte erahnen; ich habe mir, als die Mutter verkündete, dass es endgültig aus sei, gleich gedacht: Der lässt doch nicht locker. Weil solche Typen eine Trennung in der Regel nicht einfach mal so eben hinnehmen und danach in Frieden ausziehen, sondern meistens ist das der Startschuss für Stalking, Bedrohung, in den schwersten Fällen endet das mit Mord an der Ex-Partnerin, weil die narzisstische Kränkung nicht verwunden werden kann, dass die einem anderen Lebensentwurf als dem eigenen folgen will. "Du gehörst (zu) mir!"
Ooooder hat die Mutter dafür gesorgt, dass er das, öhm, nicht mehr tun können wird?
Erst einmal stimme ich Uli zu: Mir kommt die Erzählerin auch zu abgeklärt vor. Spontan hätte ich hinter dem Text auch Fantasy erwartet, bei dem Teil für die Jugend bin ich mir nicht so sicher, weil die Themen, die du hier direkt am Anfang ansprichst, schwer sind, da hilft auch die Ironisierung durch die Protagonistin (so sie die denn ist) nicht. Das zarte Alter von dreizehn Jahren stellt da außerdem die Frage nach der Zielgruppe.Tja, die Zielgruppe. Mein altes Problem. Diese Geschichte schwankt seit Jahren zwischen elf und sechzehn, ich wollte nicht wieder in der Situation landen, dass Mütter sie ihren siebenjährigen Töchtern in die Hand geben, ohne zu wissen, was da abgeht, ich wollte aber auch kein "Young Adult". Ich will einfach nur die Geschichte erzählen, und hin und wieder hätte das auch ein Krimi oder eine Horrorstorywerden können. Ich wollte die Identitätskrise, das letzte Festhalten an der Kindheit und der Mutter, die Unsicherheit und die Angst vor der Realität, aber noch nicht die Rebellion oder Flucht.
Warum Fantasy? Das liegt zum Einen am ersten Absatz, in dem die Figur einen Fantasyroman liest, zum Anderen an der Autorin und ganz schlicht am Titel. "Das zwölfte Geheimnis" klingt nicht so nach Sozialdrama oder Coming of Age.
"Niemals!", rief die Grüne Hexe.Huch, danke, natürlich.
Zum Einstieg habe ich zwei Ideen, die eine hat mit Realitätsflucht der Protagonistin zu tun, die andere damit, dass die Fantasygeschichte die Beziehung der Mutter und des Stiefvaters zueinander spiegelt - Frau kämpft gegen Mann, will ihn vernichten (sich ein für allemal trennen?), doch der lacht darüber nur höhnisch, weil "das Schicksal" (die Misshandlungs(vor)erfahrung? Die dysfunktionalen Verhaltensmuster?) sie aneinander bindet. Sie würden also immer wieder und immer weiter gegeneinander kämpfen, so wie Lula es auch von den Eltern kennt; nie gibt es einen Schlussstrich, immer geht das Gestreite von Neuem los. Clever gemacht finde ich, dass der Sturmkönig, in der Übertragung der Stiefvater, mitten im Satz unterbrochen wird, gerade als er ihr erklären will, dass sie zur Wiederholung verdammt ... Und dann kommt der Lärm, der diesmal tatsächlich eine Veränderung bedeutet, eine, die Lula gar nicht mehr erwartet hat: Sie trennen sich voneinander.
Vielleicht lässt sich hieraus aber auch der Verlauf der weiteren Geschichte erahnen; ich habe mir, als die Mutter verkündete, dass es endgültig aus sei, gleich gedacht: Der lässt doch nicht locker. Weil solche Typen eine Trennung in der Regel nicht einfach mal so eben hinnehmen und danach in Frieden ausziehen, sondern meistens ist das der Startschuss für Stalking, Bedrohung, in den schwersten Fällen endet das mit Mord an der Ex-Partnerin, weil die narzisstische Kränkung nicht verwunden werden kann, dass die einem anderen Lebensentwurf als dem eigenen folgen will. "Du gehörst (zu) mir!"
Ooooder hat die Mutter dafür gesorgt, dass er das, öhm, nicht mehr tun können wird?
Eigentlich sollte da irgendwo erwähnt sein, dass es die zuschlagende Wohnungstür ist ... Lulas fehlende Panikstarre erklärt sich vielleicht daraus, dass sie selber noch nie in irgendeiner Form bedroht oder misshandelt worden ist und sich angewöhnt hat, einfach auf das, was danach zu tun ist, zu reagieren. Weniger abgeklärt als komplett mechanisch.ZitatKRACH!Der Erikativ funktioniert zwar gut in seiner Doppeldeutigkeit - das Krachen der Blitze und der Streitkrach, aber dass die Art des Lärms so undefiniert bleibt, macht es auch schwer, nachzuvollziehen, was los ist. Gleichzeitig bin ich mir nicht sicher, ob mir das nicht zu comichaft ist, aber dazu kenne ich die Hauptfigur auch noch nicht gut genug, um mir hier ein Urteil zu bilden. Erwarten würde ich bei der Vorgeschichte und den geschilderten Angstattacken, dass sie auf die Art des Lärms direkt mit einer bestimmten Horrorvorstellung reagiert und sich versteckt, in die Panikstarre geht oder, wenn sie's wirklich nicht einordnen kann, entweder gelähmt ist vor dem neuen Schrecken, der sich dahinter verbergen mag, oder eben nachsieht, falls irgendwie auszumachen ist, dass keine Gefahr droht (z.B. weil der Kerl still ist).
Zitat“Ich will ans Meer.” Wenn schon mein ganzes Leben gerade auseinandergerissen wurde, wollte ich wenigstens eine mögliche Richtung mitbestimmen.Interessant finde ich, dass sie keine Reaktion auf die Trennung zeigt. Ich lese das so, dass sie keinen Zugang zu ihren eigentlichen Gefühlen hat, weil sie es sich nicht leisten kann, sich damit auseinanderzusetzen. So verstehe ich auch die vermeintliche "Abgeklärtheit" und Altklugheit. Lula scheint mir auch zerrissen zwischen dem Wunsch, das jetzt glauben zu wollen, aber doch nicht zu können, weil die gesamte Situation wieder dafür spricht, dass sich doch alles entwickelt wie immer (Eis spendieren usw.).
Es war selbstironisch, aber dafür kennt man Lula als Person noch zu wenig.ZitatIch zog einen hochmütigen Flunsch. “Seh’ ich aus, als wäre ich erst zwölf?” Immerhin war mein dreizehnter Geburtstag schon fast eine Woche her!Hier klingt sie, als mache sie sich über sich selbst lustig und gleichzeitig über die anderen Zwölf-/Dreizehnjährigen, von denen sie so ein Verhalten kennt. Authentisch wirkt es auf mich nicht.
Ja, sie könnte einfach nur erleichtert sein. Oder gar nichts fühen, aber das glaube ich nicht. Vielleicht formuliere ich das noch um. Danke!ZitatNicht den Umzug, nicht den Abschied von der Schule (da mochte mich eh niemand) oder der Wohnung oder der Stadt, sondern den Abschied von der Angst. Es würde keine Kämpfe, keinen bösen Krach, kein Gebrüll und keine zuschlagenden Türen mehr geben."den Abschied von der Angst" - das ist eine der Stellen, an denen sie mir zu reflektiert für ihr Alter vorkommt. Klar, für jemanden wie sie ist es wichtig, sich abzusichern, immer zu wissen, was als nächstes kommt, aber gerade in so einem Augenblick würde ich von ihr eher ... innere Leere erwarten, weil ihre sonstigen Überlebensautomatismen gerade ausgeschaltet wurden. Vielleicht auch Unglauben.
Wobei ich glaube, dass die echten Gefühle erst später kommen, wenn sie in Sicherheit ist, auf dem Weg zu Sophioma oder schon dort. Der Name "Sophioma" irritiert mich übrigens bei jedem Lesen. Ist das ein Eigenname, eine Zusammensetzung aus "Sophi" und "Oma"? Wenn letzteres, fehlt meiner Lesegewohnheit einfach das E nach dem I.Die echten Gefühle kommen auf jeden Fall noch.
Ja, sie weiß durchaus, dass ihre Mutter da ein riesiges Problem hat, und dachte, sie könnte den günstigen Augenblick nutzen und etwas herausfinden.Zitat“Wie bei Papa, oder?”Hier wird deutlich, wie sehr sie auch bei ihrer Mutter drauf achten muss, nichts falsches zu sagen oder zu tun. Und wie gewohnt sie das schon ist.
Aber da war ich einen Schritt in die falsche Richtung gegangen.
Der Vater ist eins der Geheimnisse.ZitatSie redete nicht darüber. Ich hätte liebend gern stundenlang darüber geredet, warum mein richtiger Vater uns ohne ein Wort verlassen hatte, als ich zwei war. Aber das würde ich wohl nie herausfinden.Die Formulierung impliziert geradezu, dass sie das im Laufe der Geschichte doch sehr wohl herausfinden wird. Ich hoffe gerade, das hat nichts mit dem zwölften Geheimnis zu tun oder einem möglichen Fantasyelement. Da du sie schreibst, erwarte ich's aber trotzdem nicht.
Ich hab einen Neffen, der so etwas schon mit elf gesagt hätte.ZitatAls es dunkel wurde, legte ich mich ins Bett. Eigentlich wollte ich mich noch eine Weile im Zimmer umsehen und darüber nachsinnen, dass dies meine letzte Nacht hier war, aber mein Körper hatte mal wieder kein Gespür fürs Drama, und ich schlief beinahe sofort ein."kein Gespür fürs Drama", wieder so ein Satz. Einerseits verdeutlicht der die Trennung zwischen Körper und Geist am besten: sie kennt sich selbst nicht, kann ihre Erschöpfung nicht spüren (?), zumindest nicht deuten und erwartet von sich mehr, als sie leisten kann. Aber da von "Gespür fürs Drama" zu sprechen, ist zwar schön bissig ironisch, würde ich aber eher von einer fünfzehn- oder sechzehnjährigen Lula erwarten, nicht von der Dreizehnjährigen.
ZitatSo fing es an.WAS?
Und zugegeben: Ich habe erwartet, dass du bei den Zeitformen und daraus abzuleitender Folgerungen genau gearbeitet hast - aber mir war danach, ein wenig anzugeben mit Analyse und so.
Wenn es schon nichts zu meckern gibt - für irgendwas muss die Grillgabel ja gut sein.